Kalkwerke im Dialog Osterholz: Kalkwerk sucht Dialog

Haan/Wuppertal. · Beim Bürgertreff in Gruiten-Dorf verhärteten sich die Fronten zwischen Unternehmen und Initiativen.

Die beiden Oetelshofen-Geschäftsführer Moritz (l.) und Jörg Iseke standen im Gruitener Bürgersaal DEN bESUCHERN Rede und Antwort.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Streit um die geplante Haldenerweiterung am Kalksteinbruch Osterholz an der Stadtgrenze von Wuppertal und Haan hatte die Betreiberfirma Oetelshofen nun zu einem „Bürger*innendialog“ eingeladen. Das Interesse ist nach wie vor groß, so dass der Bürgersaal in Gruiten-Dorf fast komplett besetzt war. Entscheidungen wurden an diesem Abend nicht verhandelt, es ging vielmehr darum zu zeigen, dass das Familienunternehmen die Bürger ernst nimmt und versucht, aufzuklären, um wieder mehr Sachlichkeit in die Debatte zu bringen.

Der Steinbruch nördlich des Osterholzer Forsts befindet sich seit vier Generationen in Familienbesitz. Nach heutigem Stand reichen die Kalksteinvorkommen noch für weitere 30 Jahre. Um den Kalkstein zu gewinnen, muss er vom umgebenden Gestein getrennt werden. Diese sogenannten „quartären Einschlüsse“ bestehen hauptsächlich aus Lehm, Sand und Ton, die vor Ort ausgesiebt werden, um den Kalkstein direkt für den Abtransport zu verladen. Der Abraum wird, wie in der Braunkohleförderung, auf Halden gekippt. Im Osterholz gibt es bis jetzt zwei Halden, von denen die ältere bereits wieder aufgeforstet ist und die jüngere „Halde Holthausen“ dies noch vor sich hat.

Um weiter Kalkstein abbauen zu können, braucht die Firma Oetelshofen nun eine dritte, kleinere Halde, die südwestlich des Steinbruchs entstehen soll. „Seit dem Pfingstwochenende gibt es große Aufregung“, berichtet Geschäftsführer Jörg Iseke, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Moritz leitet. Bürgerinitiativen wie „Osterholz bleibt!“ haben sich gegründet und Waldbesetzer haben Baumhäuser gebaut. „Zum Glück ist es bisher nicht weiter eskaliert“, so Jörg Iseke. Außer in den Sozialen Medien, wo das Unternehmen teils wüsten Beschimpfungen ausgesetzt sei. „Wir haben darauf nicht reagiert“, sagt Iseke. Die Interessen des Unternehmens stehen den Interessen jener Bürger gegenüber, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen und jede Waldrodung ablehnen.

So auch beim „Bürger*innendialog“.„Ich habe sehr großen Respekt vor den Bewohnern dieser Baumhäuser“, sagte eine Frau; „Wir müssen uns auch in Deutschland um den Klimaschutz Gedanken machen“. Mehrfach wurde gefragt, ob es keine anderen Grundstücke in der Nähe, womöglich sogar im Besitz der Firma, gebe. Das konnten die Brüder Iseke klar verneinen. Entfernungen von mehr als drei Kilometern bis zur Verkippung seien wirtschaftlich nicht darzustellen.

Für gerodeten Wald sind Ausgleichsmaßnahmen gefordert

Es habe eine Variantenprüfung und ein 14-jähriges Verfahren gegeben, das 2016 im Planfeststellungsbeschluss mündete. „CO2 ist eine Unternehmensaufgabe“, versicherte Moritz Iseke. Beim Kalkbrennen werde CO2 freigesetzt, das mit Zertifikaten bezahlt werde, und für gerodeten Wald sei gesetzlich genau geregelt, welche Ausgleichmaßnahmen durchzuführen sind.

Eine andere Frau, nach eigenen Angaben Biologin, bezeichnete die gesetzliche Wiederaufforstung als „Pillepalle“ und „Taschenspielertricks“: „Es geht nicht nur um fünf Hektar Wald. Wir sind der am dichtesten besiedelte Kreis Deutschlands, wir können nicht weiter alles kaputtmachen“.

Die Fronten sind verhärtet zwischen Ideologie und wirtschaftlichen Interessen. „Wenn wir eine Innenverkippung machen müssten, würde sich die Lebenszeit des Steinbruchs um sechs bis zehn Jahre reduzieren und der Volkswirtschaft ginge wertvoller Kalkstein verloren“, mahnte Jörg Iseke. „Wenn das so ist, dann ist das eben so“, fand die Biologin.