Kantorin kehrt Haan den Rücken

Annika Rygus-Hartmann (35) wird beruflich kürzer treten und mehr Zeit mit ihrem kleinen Sohn verbringen. Ein Nachfolger wird gesucht.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Sie geht nicht gerne weg aus Haan, soviel steht fest. Nach fünf Jahren in einer „sangesfreudigen Gemeinde“ wird Annika Rygus-Hartmann (35) notgedrungen beruflich erst einmal kürzer treten: „Mein Mann hat eine neue Stelle gefunden und wird nach Karlsruhe pendeln müssen. Wir alle ziehen deshalb erst einmal nach Rheda im Münsterland.“

Die Gemeinde lässt sie nicht gerne gehen. Pfarrer Reiner Nieswandt hat „fünf Jahre gerne mit ihr gearbeitet. Ihre Ausstrahlung, ihre Fröhlichkeit sind in die Kirchenmusik eingeflossen und wir hatten eine frische, fröhliche Kirchenmusik. Wenn Frau Rygus selbst gesungen hat, hatte ihre Stimme etwas Engelhaftes“, schwärmt der Geistliche.

Annika Rygus-Hartmann hat in Haan 22 Stunden pro Woche gearbeitet; in Rheda wird sich erst einmal als Springerin betätigen: „Hochzeiten, Trauerfeiern, Vertretungen“, zählt die Mutter eines 19 Monate alten Jungen auf. „Friedrich geht dann in eine neue Kita, Opa und Oma wohnen in der Nähe und ich habe die Riesenchance, Weihnachten mal nicht in der Kirche, sondern mit meinem Kind zu verbringen,“ erzählt die Kantorin.

Auf die Zeit mit ihrem Sohn freut sie sich, aber Haan zu verlassen fällt ihr nicht leicht: „Ich habe gerne hier gearbeitet. Meine Leidenschaft ist die Chormusik und da konnte ich mich hier richtig austoben, denn Haan ist reich an Chören und die ganze Gemeinde ist singfreudig, leicht zu begeistern und wenn sie singt, dann schmettert sie,“ schwärmt die Noch-Kantorin.

Rygus-Hartmann hat mit dem Kinderchor, dem Jungen Chor, dem Jugendchor Sankt Nikolaus und dem Kammerchor geprobt. Mit dem evangelischen Kantor gab es Absprachen: „Wir haben uns ausgetauscht über unsere Pläne, damit es musikalisch nicht so viele Überschneidungen gibt. Ansonsten konnte ich quasi machen, was ich wollte.“

Die Chorarbeit ist Annika Rygus-Hartmanns Schwerpunkt, und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt ihr besonders am Herzen. In Düsseldorf hat die Kantorin Katholische Kirchenmusik studiert und 2011 mit dem Diplom abgeschlossen. Bereits während des Studiums hat Rygus-Hartmann in St. Mariä Himmelfahrt in Hamminkeln-Marienthal, einem kleinen Ort am Niederrhein, den Kirchenchor geleitet und die Orgeldienste versehen hat. Später gründete sie dort den Kinderchor „Klosterspatzen“ und den Jugendchor „Laut-Los“. Im Jahr 2004 stand sie zum ersten Mal als Chorleiterin vor dem Kammerchor „Compositum Vocalis“ Köln, den sie seitdem leitet und mit dem sie projektweise Konzerte erarbeitet und aufführt. Dieser Chor ist bereits in Rom aufgetreten.

Die katholische Kirche in Haan sucht jetzt einen neuen Kantor oder eine Kantorin: „Zwei sind bereits in der engeren Auswahl. Ich weiß das, weil ich den Chören immer mitteilen muss, wann Proben mit den Bewerbern anstehen.“ Für ihren Nachfolger hat sie einen guten Tipp: „Gesucht wird kein Konzertorganist, sondern jemand, der gerne mit Menschen arbeitet. Dann passt das.“ Pfarrer Nieswandt lässt sich Zeit mit der Neubesetzung der Stelle: „Eigentlich ist sie ab dem 1. Juni frei, aber ich rechne schon nicht mehr damit, dass wir bis dahin jemand Adäquates gefunden haben.“ Der oder die Nachfolgerin soll schließlich zur Gemeinde passen und sich in erster Linie um die Chöre kümmern. „Das hat bei uns in Haan Tradition.“