Kauffrau wird jetzt Tagesmutter

Die gelernte Kauffrau Britta Höfferling beendet diesen Monat ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten „Tagespflegeperson“.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Der kleine Benjamin findet bunte Plastikbälle super. Immer wieder greift er in die Spielzeugkiste und schmeißt einen nach dem anderen durch sein Kinderzimmer, quietscht vor Vergnügen. Mama Britta Höfferling lacht und streichelt dem Einjährigen liebevoll über den blonden Schopf. „Er ist schon ein ganz schön lebendiges Kerlchen“, sagt sie und drückt ihren kleinen Sohn zärtlich an sich. Seit seiner Geburt im Juni 2016 sieht die Einzelhandelskauffrau keine Möglichkeit, in ihren Job zurückzukehren.

„Die Arbeitszeiten lassen sich in keiner Weise mit der Betreuung eines Kindes in Einklang bringen. Und da ich schon immer Kinder geliebt und früher häufig Kinder betreut habe, habe ich mich für die Ausbildung zur Tagesmutter entschieden.“ Bislang umfasste diese Ausbildung 160 Stunden. Seit kurzem gibt es neue Vorschriften: 300 Stunden plus zwei Praktika im Kindergarten und in der Tagespflege sind gefordert. Wenn Britta Höfferling am 28. September ihre mündliche Prüfung absolviert hat, gehört sie zum allerersten Jahrgang in NRW mit diesem fachlich und inhaltlich verbesserten Abschluss.

Aktuell, so die Sprecherin der Stadt, Sonja Kunders, gibt es in Haan 28 Tagespflegepersonen und fünf Großtagespflegestellen. Diese betreuen jeweils neun Kinder mit mindestens zwei Tagespflegepersonen. Insgesamt geben Eltern in Haan zurzeit 110 Kinder in die Tagespflege, fast allesamt unter Dreijährige. Damit scheint der Bedarf in Haan gedeckt. Denn anders als an Kitas, wo es nach wie vor eine Warteliste gibt, gibt es in der Kindertagespflege noch vier freie Teilzeit- und zwei freie Vollzeitplätze. Britta Höfferling ist eine von zwei Tagespflegepersonen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und voraussichtlich ab dem 1. Oktober mit ihrer Tätigkeit beginnen. „Diese beiden Stellen sind schon jetzt belegt“, so Kunders. In Planung sei außerdem eine weitere Großtagespflegestelle, „die aber voraussichtlich erst 2018 eröffnen wird“. Aktuell aber rate die Stadt nun anfragenden Interessenten, die eine neue Tagespflegestelle gründen möchten, „davon ab, in Haan tätig zu werden, weil die Nachfrage nach freien Plätzen seit zirka sechs Monaten deutlich abgenommen hat und wir keine Belegungsgarantie geben können“, so Kunders. Der Bedarf an Plätzen in der Kindertagespflege scheint also, anders als in Kitas, gedeckt zu sein.

Britta Höfferling ist damit womöglich eine der letzten Kindertagesmütter, die aktuell ihre Ausbildung in der Gartenstadt Haan abschließen. Sie freut sich bereits auf ihre neue Aufgabe.