Kirche stellt sich der dunklen Seite ihrer Vergangenheit

Das Gotteshaus an der Kaiserstraße wird 150 Jahre alt. Grund genug für die Gemeinde, sich auch mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Haan. Tief in die Geschichte der Kirche der Evangelischen Gemeinde Haan sind die Frauen und Männer abgetaucht, die das Festjahr anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Gotteshauses an der Kaiserstraße vorbereitet haben. „Wir wollen nicht nur zurückblicken, nicht nur Hochglanz und Ästhetik bieten, sondern auch einen Gegenwartsbezug zu den Ereignissen von damals herstellen. Ein wesentliches Thema war für uns die NS-Zeit und die Frage, wie sich die Kirche verhalten hat“, sagt Pfarrer Frank Weber, der die Redaktion „Festschrift“ leitet.

Barbara Olbertz, eines der Redaktionsmitglieder, sagt: „Die Presbyter in Haan haben sich damals sehr bedeckt gehalten.“ In den Protokollen der Sitzungen zwischen 1933 und 1945 geht es um Alltagsthemen. Zur Deportation der Juden und Ereignissen in der Pogromnacht beispielsweise gibt es keine Aussagen. Fest steht aber, dass bei der Presbyteriumswahl 1933 viele Männer gewählt wurden, die den Deutschen Christen beigetreten waren — Protestanten, die sich an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollten.

Weil Weber und seinen Mitstreitern das Thema der Haaner Kirche im Dritten Reich sehr wichtig ist, wird es auch in der 72 Seiten starken Festschrift ein Kapitel erhalten. Weitere Themen sind unter anderem die Symmetrie des Kirchengebäudes und die Geschichte des Gotteshauses selbst.

„Offiziell hieß es ja, die alte Kirche sei alt und baufällig, aber im Grunde war denen damals das Gotteshaus nur zu klein“, sagt Gudrun Obermeier. Auch sie hat an der Festschrift mitgearbeitet: „Als die Kirche dann abgerissen wurde, stellte sich heraus, dass diese alles andere als baufällig war“, sagt sie.

Möglich machte den Neubau der König von Preußen, der den Haaner Protestanten 8000 Taler zukommen ließ, verbunden mit der Forderung nach einem Kirchenneubau. Im Sommer 1863 wurde die alte Kirche abgerissen, am 14. Dezember 1868 der Neubau an der Kaiserstraße eingeweiht — vor 150 Jahren. Das zum Jubiläum geplante Festjahr beginnt dann auch passend am Samstag, 14. Dezember 2013, mit einem Festgottesdienst.