Haan Kita macht Kindern Mut mit Videos
Haan. · Das städtische Familienzentrum „Alleezwerge“ hält den Kontakt zu den Kindern.
„Born to be wild” ist eines der kurzen Videos überschrieben. Darauf zu sehen: eine Plüsch-Eule mit Sonnenbrille, die auf einem Staubsaugerroboter lustig quer durchs Zimmer rattert. Ein anderes Video mit dem Titel „Frau Belling allein im Kindergarten zeigt eine junge Erzieherin, die mit zunehmender Verwunderung von leerem Raum zu leerem Raum eilt – inklusive der Außentreppe. Am Ende stellt sie fest: „Eine Kita ohne euch ist wirklich nicht so schön.“
Anleitungen zum Basteln, Mal-Aktionen, Spiel mit Handpuppen oder einfach nur eine witzige Szene – es sind viele verschiedene Bausteine, aus denen das städtische Familienzentrum „Alleezwerge” in Haan zur Zeit die eigene Facebook-Seite zusammensetzt. Eines haben die Videoclips alle gemeinsam: Sie dienen dazu, den Kontakt zu den Kindern nicht abreißen zu lassen, die im Augenblick zu Hause bleiben müssen und ihre Spielkameraden und Erzieher oft vermissen.
Erzieher wollten weiterhin in Verbindung mit Kindern bleiben
Andreas Aguirre ist Leiter der Einrichtung. Er berichtet: „Als klar wurde, dass Schulen und Kindergärten mindestens bis zum 19. April würden schließen müssen, haben wir uns im Team zusammengesetzt und überlegt, diese mit der Situation umgehen.“ Schnell sei klar geworden, dass vor allem die jüngeren und weniger familiär gebundenen Kollegen die Notbetreuung übernehmen und die älteren bei der Organisation mithelfen. Darüber hinaus habe alle aber bewegt, weiterhin in Verbindung mit den Jungen und Mädchen bleiben zu können, die sonst so viel „Leben in die Bude bringen“.
„Ein paar von uns haben dann mit den ersten Videos angefangen“, erzählt Aguirre. Je mehr Routine im Umgang mit der Technik dann hinzugekommen sei, desto größer sei der Kreis der Personen und desto anspruchsvoller die Produktionen geworden. Mittlerweile wird in einer Art Trickfilm beispielsweise gezeigt, wie man ein Osterei mit Mausgesicht basteln kann. Und auch der Chef selbst bringt sich als Märchenonkel ein. Seine Version von Grimms Märchen Dornröschen sieht aus, als sei sein Gesicht gezeichnet worden.
Eins haben alle Videos gemeinsam. Sie machen Spaß – und das nicht nur jenen, die die Kita besuchen, sondern auch allen anderen, die die Facebook Seite ansteuern. „Selbstverständlich nutzen wir auch Mails oder anderer Kanäle, um ausschließlich mit unseren Kita-Kindern zu kommunizieren“, sagt Aguirre. Aber Langeweile vertreiben, das wünschten sich in diesen Tagen nun einmal alle Kinder.
Auch Bürgermeisterin Bettina Warnecke ist mittlerweile auf das Angebot aufmerksam geworden. Sie nennt das „ein tolles Beispiel dafür, wie man in einer unangenehmen und bedrückenden Situation Mut und Ablenkung für die Kinder und ihre Eltern verbreiten kann.“
Es dürften bis zum 19. April noch einige Videos hinzu kommen, wie der Kita-Leiter sagt. Er hofft nur, dass die Sperre nicht noch weiter nach hinten geschoben wird. „Ganz ehrlich“, sagt Aguirre: „Was ist auf Dauer schon ein Kindergarten ohne Kinder?“