„Kompa“ soll Schülern Lust auf Politik machen

In Langenfeld gilt das „kommunalpolitische Praktikum“ als bereits gescheitert.

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Hilden. Der Vorschlag kam im vergangenen Jahr vom Jugendparlament. Politiker aller Fraktionen stimmten im Jugendhilfeausschuss einstimmig dafür. Die Stadt bietet allen Neuntklässlern erstmals ein „kommunalpolitisches Praktikum“ an. Es besteht aus fünf Modulen: Sie finden an mehreren Tagen außerhalb der Schulzeit und noch vor den Sommerferien statt — in einer Zeit, in der möglichst keine Klassenarbeiten mehr geschrieben werden.

Und so sieht das „Kompa“ aus: 1. Speed-Debating — eine schnelle Diskussionsrunde mit Politikern. Danach entscheiden die Schüler, mit wem sie während des Praktikums zusammenarbeiten wollen. 2. Einführung in die Kommunalpolitik - Was passiert eigentlich im Rathaus? Welche Aufgaben hat die Bürgermeisterin? 3. Politik hautnah — Die Schüler nehmen an einer Fraktionssitzung teil. 4. Politiker in Aktion — die Schüler begleiten ihre Fraktion zu einer Ausschusssitzung und erleben, wie im Stadtrat und seinen Ausschüssen praktische Politik gemacht wird. 5. Rollentausch — Beim „Planspiel Kommunalpolitik“ schlüpfen die Schüler in die Rolle eines Ratsmitgliedes und entscheiden über ein jugendpolitisches Thema. Langenfeld hat das „kommunalpolitische Praktikum“ gerade abgesagt — aus Mangel an Interesse. „Wir hatten an Schulen und Jugendeinrichtungen 2500 Flyer verteilt“, berichtet der städtische Fachbereichsleiter Ulrich Moenen: „Aber es kamen leider nur neun schriftliche und eine mündliche Anmeldung zusammen. Bei dieser Teilnehmerzahl hätte der Aufwand in keinem Verhältnis gestanden. Offensichtlich hatte das von uns Erwachsenen erdachte Konzept nicht so das Herz von Jugendlichen getroffen, wie wir uns dies erhofft hatten.“ „In Viersen ist das Kommunalpolitische Praktikum schon seit mehr als zehn Jahren etabliert und sehr erfolgreich“, ist Andrea Nowak von der Hildener Jugendförderung optimistisch. Sie betreut das Jugendparlament und organisiert das „Kompa“. Durchschnittlich 50 Jugendliche nutzten in Viersen Jahr für Jahr die Chance. Seit 2017 organisieren die Parteien dort selbst das „Kompa“. „In Viersen sind durch das Kommunalpolitische Praktikum viele junge Menschen in die Kommunalpolitik gekommen“, weiß Nowak. Das dortige Konzept hatte übrigens Noosha Aubel mit entwickelt. Sie leitete — überaus erfolgreich — neun Jahre lang das Amt für Schule, Jugend und Sport in Hilden, ehe sie im vergangenen Jahr als Beigeordnete nach Potsdam wechselte. Andrea Nowak stellt das kommunalpolitische Praktikum in den weiterführenden Schulen persönlich vor. Sie war bereits im städtischen Helmholtz- und im evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Heute besucht sie die katholische Theresien-Mädchenrealschule.

„Sechs feste Zusagen habe ich schon“, sagt sie: „Wir rechnen mit 30 bis 50 Teilnehmern. Das Kompa ist wirklich so ein cooles Ding.“ Auch der Start der Veranstaltungsform „Speed Debating“ sei nicht einfach gewesen: „Das ist jetzt schon zehn Jahre her. Am Anfang scheint erst mal nichts zu passieren — aber dann läuft‘s auf einmal.“ Das Kommunalpolitische Praktikum startet mit einem „Speed Debating“ mit Politikern am 25. Juni. Das sind noch sieben Wochen, um Neuntklässler in Hilden für ein politisches Experiment zu gewinnen.