Kunst im Käfig regt zu Gesprächen an
Eigentlich werden „Die Kladderwiever“ nur repariert. Doch der dafür notwendige Zaun regt zu Gesprächen über die Skulptur an.
Haan „Wat machen die denn da schon wieder?“, fragt der mit seinem Hund Gassi gehende Passant, als der Kunstschmied Michael Schrader und seine Mitarbeiter einen edlen Bauzaun um das Kunstwerk „Die Kladderwiever“ am Alten Markt aufstellen. Michael Schrader selbst gibt die Antwort: „Ich möchte, dass die Haaner über die Kunst in ihrer Stadt nachdenken, und noch besser — darüber reden.“
Das ist bereits gelungen: „Erste Kommentare über die Einhausung in Facebook gibt es bereits“, hat Peter Püschel, Vorsitzender des Vereins „Kunst in der Stadt Haan“, erfreut festgestellt. Am Alten Markt in Haan steht seit Jahren eine Bronzeskulptur des Remscheider Künstlers, Kunstschmieds und Metallbildners Kurt Jorzyk (1912-1996), als die „Kladderwiever“ bekannt. Die Figurengruppe besteht aus zwei Frauen, einem Jungen und einem Hund, sie steht auf einem flachen, quadratischen Sockel. Eine der beiden Wiever hält den Hund an einer Leine geführt an der Hand. Diese Leine wurde vor einiger Zeit beschädigt.
Der Haaner Kunstverein, der die Verantwortung für die Skulptur trägt, hat nun die Reparatur in Auftrag gegeben. Bezahlt wird der Schaden von der Versicherung des Vereins. Vorsitzender Peter Püschel freut sich über die Käfig-Aktion rund um die Kladderwiever, die eine Idee des Kunstschmieds war. „Kunst ist schön, ist aber teuer“ wandelt er ein Zitat von Carl Valentin ab. Die Verantwortung für die Skulptur trägt der Verein dennoch gerne. Dass die Kunstschaffenden die Haaner Bürger hin und wieder daran erinnern, dass die Kunst auch viel Arbeit bindet, ist legitim und könnte das Verantwortungsgefühl steigern, findet Püschel.
Seine ganz eigene Sicht auf die Kommunikation der Menschen hat Michael Schrader mit seinem Kunstwerk im Gewerbegebiet an der Robert-Bosch-Straße in Haan (Firma Schauf) gezeigt. „Begegnung“ heißen die drei Meter hochen Stahlelemente, die Mann und Frau symbolisieren. Zugewandt sind auch sie, genau wie die Kladderwiever. Michael Schrader ist Metallbaumeister, Techniker der Denkmalspflege und Kunstschmiedemeister. Er arbeitet auch für namhafte andere Künstler im Metallbereich.
Ein paar Wochen soll der Zaun stehenbleiben. Kurz vor Beginn des Haaner Kunstherbstes wünscht sich Schrader, dass an allen Ecken und Enden über Denkmäler nachgedacht wird und auch über Kunst, die im öffentlichen Raum steht. Tatsächlich wird ja nur die Hundeleine des Hündchens repariert. Das sei wenig Aufwand, sagt Schrader, aber es sei Grund genug, sich die „Weiber“ noch einmal gründlich anzuschauen. Der Neu-Haaner Bürger Schrader, der seine Werkstatt an der Königsberger Straße 100 in Düsseldorf hat, lädt ein zu einem Tag des Offenen Ateliers am 31. Oktober ab 16 Uhr. Auch der Haaner Kunstverein verspricht für 2016 einen Besuch in seinem Atelier. Schrader wünscht sich, dass Handwerk und Kunst bei solchen Aktionen verschmelzen.