Mittelstraße: Oben top, unten Flop
Innenstadtbesucher zieht es bevorzugt in die obere Mittelstraße. Richtung Stadtpark zeigt sich ein eher tristes Bild.
Hilden. Hildens Einkaufsmeile hat zwei Gesichter: An der oberen Mittelstraße geht es den Händlern prächtig, an der unteren gibt einer nach dem anderen auf. Hinter Strauss und Penny auf der einen und dem Eiscafé Portofino auf der anderen Seite der unteren Mittelstraße beginnt die Leerstandszone: Der Juwelier Antalya — geschlossen. Daneben ein Friseur — ebenfalls gähnende Leere. Der Billigladen „U-Star Fashion“ kündigt einen „Total-Räumungsverlauf wegen Geschäftsaufgabe“ an: „Mitte des Monats ist hier Schluss“, sagt Jianyi Yang, der Betreiber. Fünf Jahre hat der Vater von drei Kindern durchgehalten, jetzt gibt er auf. Das Interesse an preiswerten Taschen, Schuhen und Hosen sei zu gering, als dass er davon leben könne. „Die Miete ist zu teuer und es kommen immer weniger Kunden. Jetzt suche ich mir einen Job mit festem Einkommen“, sagt der Noch-Geschäftsmann.
Geschäftsinhaber auf der unteren Mittelstraße
Nebenan im „Sparschwein“ schimpft der Betreiber, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, auf Stadtmarketing und Stadt Hilden: „Die machen hier nichts, aber wir müssen immer mehr zahlen für die Nutzung der Stellfläche vor dem Laden.“ Auch er „muss ums Überleben kämpfen“: „Wenn wir unsere Stammkunden nicht hätten, hätten wir schon längst aufgegeben“, sagt der Mann. Was er sich wünscht: „Dass wir bei den Aktionen der Stadt mit einbezogen werden, zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt.“
Beim Friseur nebenan putzen zwei Mitarbeiterinnen den Laden. Kunden sieht man keine. Schräg gegenüber ist ein modisches „Frogurt-Café“. Es ist um kurz vor 12 Uhr noch geschlossen.
„Keiner weiß, wann die auf haben“, sagen die Nachbarn im Reisebüro Hebbel, und blicken skeptisch auf den Laden, der erst vor wenigen Monaten neu eröffnet worden ist. Das Blumengeschäft Fichtner nebenan lief hervorragend. Vor seit zehn Monaten ging die Inhaberin in den Ruhestand. Die Räume wurden renoviert, stehen aber seitdem leer.
Das Reisebüro Hebbel selbst „könnte mehr Laufkundschaft gebrauchen“, findet die Büroleiterin. Die Miete ist „moderat“. Ihre Kritik am Stadtmarketing klingt ähnlich wie die vom Sparschwein-Betreiber: „Entweder gehen die Aktionen an uns vorbei, oder wir haben bei der Autoschau einen Wagen direkt vor unserem Schaufenster stehen.“
Auf der unteren Mittelstraße fehle ein Kunden-Magnet: „Wenn ich durch die Stadt laufe, gucke ich immer nach Leerständen auf der oberen Mittelstraße. Wenn da was frei wird, ziehen wir um“, sagt die Büroleiterin. Es sei schwierig auf der unteren Mittelstraße. „Viele alte Leute, wenig Familien“, beschreibt sie die potenziellen Kunden. Eine Besserung scheint nicht in Sicht zu sein.
Der Makler, der neue Mieter für das Juweliergeschäft suchen soll, ist machtlos: „Noch zahlt der Antalya-Betreiber hier Miete, weil er auf einem Fünfjahresvertrag bestanden hat. Interessenten, die sich melden, wollen weniger Miete zahlen, aber weder der Vermieter noch der Noch-Mieter bewegen sich.“
Blumen Fichtner sei top saniert, aber die Besitzerin lässt sich Zeit bei der Suche nach einem neuen Mieter“, bedauert Norbert Danscheidt, Dezernent für Wirtschaftsförderung bei der Stadt Hilden: „Da sind uns die Hände gebunden.
Danscheidt bestreitet, dass die Stadt nichts für die untere Mittelstraße tue: „Wir haben das Parkhaus dort mitfinanziert. Es gibt dort Magneten — Penny und Strauss. Aber einige der Leerstände sind Problemimmobilien.“ Soll heißen: „Schlechter Zustand, wenig attraktives Umfeld und daran gemessen zu hohe Mieten“, zählt Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand auf: „Wir reden mit den Eigentümern, aber wenn die keine Hilfe haben wollen...“
Beide hoffen auf den Nachfolgemieter des scheidenden ’Fashion-Markts’: „Uns liegt ein Antrag auf Nutzungsänderung vor. Da kommt eventuell ein Grill-Restaurant hinein. Keine Kette, ein einzelner Betreiber.“ Mehr lässt sich Norbert Danscheidt noch nicht entlocken.