Fehlende Kita-Plätze in Hilden Die Linderung erfolgt in kleinen Schritten
Hilden · Am Holterhöfchen stehen bald neue Kita-Plätze zur Verfügung. Das wäre zeitgleich an der Lortzingstraße ebenfalls möglich gewesen, hätte die Politik den Ausbau einer Tagesstätte nicht zunächst abgelehnt.
Hätte es diesen Konsens früher gegeben, die Stadt Hilden wäre bei der Linderung der Betreuungsnot schon einen Schritt weiter: Auf seiner Sitzung im Juni hatte der Rat der Stadt Hilden die Erweiterung des Bürgertreffs Lortzingstraße um zwei Kita-Gruppen einstimmig beschlossen. Dieser Entscheidung vorausgegangen waren Anträge vom März dieses Jahres von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und dem Jugendamtselternbeirat.
Tatsächlich aber war ein Antrag auf eben diese Erweiterung ein Jahr zuvor noch gescheitert. In der Sitzung des Jugendhilfeausschuss im Mai 2023 sprachen sich fünf Mitglieder des Gremiums für den Ausbau aus, sechs votierten dagegen. Die Entscheidung war vor dem Hintergrund getroffen worden, dass zu diesem Zeitpunkt in Hilden rund 250 Betreuungsplätze fehlten. Man hätte sich dieses eine Jahr Verzögerung sparen können, merkte Ratsfrau Anne Gronemeyer vor gut zwei Monaten in der Stadthalle an.
Zwar seien zwei zusätzliche Gruppen im Bürgertreff „mehr als nichts“, befand die Grünen-Politikerin bei der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, doch das Problem der fehlenden Betreuungsplätze bleibt in Hilden auf Jahre bestehen, denn die geplanten großen Würfe werden voraussichtlich bis 2030 auf sich warten lassen. Darauf verweisen auch die Erläuterungen des Antrages. Der Jugendhilfeausschuss war im März über den Zeitplan für den Bau einer Kindertagesstätte an der Beethovenstraße informiert worden.
Zwar liest sich das Haus des Lernens mit integrierter Kindertagesstätte bei prognostizierten Baukosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro, darunter 4 Millionen für die Tagesstätte, wie der große Wurf, doch die Umsetzung lindert die Probleme eben nicht kurzfristig. Gleiches gilt für ein von der CDU vorgeschlagenes Projekt am Salzmannweg. Michael Hirsch-Herda, Vorsitzender des Jugendamtsbeirates, brachte es auf den Punkt: „Zwei Generationen an Kindern werden Opfer der Mangelversorgung werden müssen, weil wir nicht rechtzeitig reagiert haben.“ Während diese Debatte im Frühjahr geführt wurde, hatte sich die Lücke in Hilden übrigens auf rund 280 Betreuungsplätze erhöht.
Auch vor diesem Hintergrund dürfte es zum Sinneswandel in der Lokalpolitik gekommen sein. Die Erweiterung der Tagesstätte im Bürgertreff sei, so steht es im Antrag der Grünen, eine Überbrückungsmaßnahme, die „für betroffene Familien zumindest eine kleine Verbesserung“ darstelle.
Sommer 2025 scheint ein realistischer Termin zu sein
Diese Verbesserung hätte mehr oder weniger zeitgleich mit der Eröffnung der neuen Kindertagesstätte am Holterhöfchen im Oktober umgesetzt werden können, wäre das Projekt bereits im Frühjahr 2023 auf den Weg gebracht worden. Nun scheint der Sommer 2025 ein realistischer Termin zu sein, wenn der Erweiterung planerische Priorität eingeräumt werde. Die Kosten für die Planung durch ein Architektenbüro und Gutachten lägen bei rund 115.000 Euro. Eine unnötige Verzögerung? Gronemeier: „Uns war schon im vorigen Jahr deutlich, dass die anderen Ideen deutlich länger brauchen.“
Fakt ist: Die seit Monaten anhaltende Debatte um die Betreuung von Kindern im Vorschulalter dürfte die Nerven vieler Eltern strapazieren. Das Frühjahr 2023 war von Streiks im Öffentlichen Dienst geprägt. Die Versorgung konnte damals nur in Teilen durch eine Notbetreuung gewährleistet werden. Die Gewerkschaft Verdi hatte damals 10,5 Prozent mehr Lohn gefordert. Gerade die Beschäftigten in der Kinderbetreuung litten unter den Preissteigerungen bei Miete, Strom und Lebensmitteln, hieß es zu Begründung.
Und wenn jetzt in Hilden in Steine investiert wird, bleibt die Frage nach den Beinen offen: Findet sich Personal in ausreichender Zahl, um die Betreuung von Kindern im Vorschulalter zu gewährleisten? Auch darüber war mit Blick auf den Neubau von Tagesstätten in den Ausschüssen und im Rat immer wieder diskutiert worden. Bei all dieser Unsicherheit ist es eine gute Nachricht, dass die neue Tagesstätte am Holterhöfchen offensichtlich in voller Personalstärke an den Start gehen wird.