Neue Ausstellung im Café im Dorf

Michael Alles stellt in Gruiten aus. In seinen Werken zeigt er die Porträts bekannter Persönlichkeiten. Er will vor allem Platz für Begegnungen schaffen.

Foto: Schümmelfeder

Haan. Erst schaut man hin. Dann überlegt man. Und irgendwann ahnt man: Das könnte Barbara Hendricks sein. Gegenüber auf Augenhöhe der ehemaligen Bundesumweltministerin und auch längst aus den Schlagzeilen: Samuel Beckett, der uns alle seit mehr als einem halben Jahrhundert auf Godot warten lässt. Ein intensiv gelebtes Schriftstellerleben spiegelt sich in den ausdrucksvollen Gesichtszügen. Und mittendrin: Michael Alles, der als Maler mit seinen Protagonisten plaudert.

Michael Alles, Maler

Nicht so, wie man das üblicherweise tut. Die Leute sitzen nicht vor ihm und erzählen aus einem bewegten Leben. Stattdessen schaut der Künstler in ihr Gesicht, das zuvor auf einem Foto verewigt wurde. Und dabei ist er durchaus wählerisch. Findet man bei ihm doch kaum dieses zuweilen lästige Dauergrinsen, das gestellten Bildern so oft innewohnt. Stattdessen schauen seine Protagonisten ernst und erhaben — dem Künstler gefällt es so. Tiefgründig: Das ist der Eindruck, der sich dem Betrachter gleich aufdrängt.

Obwohl von Aufdrängen eigentlich keine Rede sein kann. Es ist vielmehr ein Sog, der einen hineinzieht in das, was den Menschen als Außenhaut umhüllt. Die Augen als Spiegel der Seele oder auch die tiefen Furchen, die das Leben in das Gesicht gegraben hat: Man würde so gerne nach dem fragen, was sich in den Gesichtern spiegelt.

Derweilen bleiben die Portraitierten stumm. Einzig dem Künstler mögen sie im langen Ringen mit dem Werk offenbart haben. „Sie werden kein lautes Lachen finden“, sagt Michael Alles. Und das sei auch gut so.

Er muss nicht groß erklären, dass er Oberflächlichkeiten nicht mag. Fassaden scheinen nichts zu sein, womit sich der Künstler lange aufhalten möchte. In seinem Atelier an der Wuppertaler Luisenstraße begegnen sich berühmte Leute auf Augenhöhe — auf ihren Bildern und damit im Verborgenen.

Michael Alles

Dass sie ihm nicht als Modell gegenübersaßen, bedauert Michael Alles nicht. Auftragsarbeiten sind nicht sein Ding, da komme ihm schnell die dem Menschen eigene Eitelkeit in die Quere. So hingegen müsse nicht jeder Strich sitzen. Im Gegenteil: Die physische Abwesenheit seiner Modelle mache ihn frei im Umgang mit dem Pinsel. „Ich höre auf, wenn das Bild stimmt“, spricht er über den Augenblick, an dem er sein Werk beendet.

Kennt er die Menschen besser, wenn er sie gemalt hat? „Nein, so ist das nicht“, sagt der Künstler, der zuweilen auch experimentiert mit dem, was er den Gesichtern entlockt. Bis ins Abstrakte hinein verfremdet oder auch auf Ausschnitte reduziert: Der kreative Akt ist unübersehbar. Sich verführen zu lassen von dem, was hinter dem ersten Augenschein verborgen bleibt: Das wäre jedenfalls ein guter Grund, um sich die Ausstellung im Gruitener „Café im Dorf“ anzuschauen.

Café-Chef Clemens Hölter hat zur Vernissage am morgigen Freitag, 25. Mai, um 19 Uhr übrigens auch Barbara Hendricks in die Café-Räume an der Pastor-Vömel-Straße 20 eingeladen. Ob sie nach Gruiten-Dorf kommen wird? „Mal schauen“, schmunzelt Hölter. Zeit genug hätte sie jedenfalls — die Ausstellung läuft noch bis zum 16. September.

cafe-im-dorf.net