Neue Weichen erhöhen das Tempo

Die Bahn lässt bei Gruiten drei moderne Weichen einsetzen. Das soll zu weniger Verspätungen der Züge führen.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Mit lautem Getöse lädt der Zwei-Wege-Bagger eine Ladung hellgrauen Schotter nach der anderen ab. Seitlich der Gleise liegen ausgediente Schrauben und Muttern, und wohin das Auge blickt, herrscht geschäftiges Treiben unter den mit Warnwesten ausgerüsteten Arbeitern. „Das hier ist unsere erste Baustelle in den Osterferien, bei der man etwas sehen kann“, erklärt Torsten Nehring, Sprecher der Deutschen Bahn AG. Zwischen Gruiten und Wuppertal-Vohwinkel, in Nähe der Straße Iserkull, lässt das Verkehrsunternehmen in diesen Tagen drei neue Weichen einsetzen. Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks (ESTW) in Wuppertal, die den Zugverkehr zwischen Düsseldorf und der Bergischen Metropole bis Montag, 24. April, um 4 Uhr morgens zum Erliegen bringt.

So erfordert die neue Technologie den Austausch oder zumindest die Umrüstung der künftig per Mausklick gesteuerten Weichen, die an das Stellwerk angeschlossen werden müssen. Von ihren Investitionen verspricht sich die Bahn mehr Effizienz, einen verbesserten Ablauf des Bahnverkehrs — und weniger Verspätungen: „Durch die neuen Weichen haben die Züge die Möglichkeit, zwischen S-Bahn- und Fernzuggleis zu wechseln“, erklärt Nehring. Die hatte es zuletzt nicht gegeben. Staus auf der Strecke durch unvorhergesehene Ereignisse und lästiges Warten auf vorbeifahrende Züge sollen sich somit künftig deutlich reduzieren. „Wir schaffen damit mehr Flexibilität“, sagt Nehring. Und das ist angesichts des Verkehrsaufkommens auch notwendig.

„Die Strecke ist stark ausgelastet“, betont der Bahnsprecher. Zwischen 500 und 600 Züge — Güterzüge nicht eingeschlossen — passieren den Abschnitt zwischen Gruiten und Wuppertal-Vohwinkel täglich, darunter die Linien S 8 und S 68 sowie die Regionalzüge RE 4 und 13. Derzeit tummeln sich dort etwa 15 Mitarbeiter und einige Ingenieure, darunter auch der leitende Bauingenieur Benjamin Lück. Gearbeitet wird auf der Baustelle rund um die Uhr. „Wir liegen im Termin“, sagt Bauoberleiter Bernhard Sievers. Er koordiniert die Arbeiten in der Regel von seinem Büro in Wuppertal-Steinbeck aus, rückt aber immer wieder auch selbst zum Ort des Geschehens aus, um sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten zu machen. „Und wenn das Telefon klingelt, bin ich ohnehin zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar“, betont er.

Im Weichenwerk Witten wurden die Präzisionsinstrumente nach genauen Vorgaben gefertigt, schließlich müssen sie später auf den Millimeter genau passen, um ihren Zweck zu erfüllen. Zwei Wochen Vorlauf waren nötig, um die neuen Weichen einsetzen zu können. In Wuppertal-Vohwinkel ließ die Bahn die Weichen vormontieren. Nach Einrichtung der Baustelle galt es dann, den Schotter auszutauschen. Auf dem alten Material hatten Dieselloks im Laufe der Zeit Ölspuren hinterlassen, zudem hatten sich die kleinen Steinchen allmählich verformt. „Dadurch haben sie ihre federnde Wirkung verloren“, erklärt Torsten Nehring. Komplett nutzlos sei der abtransportierte Schotter dennoch nicht: Er findet sich in gemahlener Form als Untergrund von Autobahnen wieder. Mit Hilfe eines großen Krans bauen die Mitarbeiter der Bahn die neuen Weichen schließlich ein. „Die werden einfach angeschweißt“, sagt Nehring.

Für eine Weiche veranschlage die Bahn ungefähr einen Tag Arbeit. Gegen Ende der Woche sollen die drei Elemente zwischen den Gleisen somit fertig eingebaut sein. Doch dann wartet immer noch ein nicht weniger arbeitsreiches Osterwochenende auf Ingenieure und Mitarbeiter. Dann zieht der Tross auf der Bahnstrecke weiter in Richtung Wuppertal-Vohwinkel, wo vier weitere neue Weichen auf den Einbau warten. „Wir wollen in den Ferien alles in Angriff nehmen, was in der Umgebung zu erledigen ist“, betont Nehring. Auch in den Sommerferien vom 16. Juli bis 30. August wird die Bahnstrecke zwischen Düsseldorf und Wuppertal gesperrt sein.