Schotter birgt Verletzungsgefahr für Jogger

Der vom Forstamt auf Wanderwegen im Stadtwald aufgebrachte Belag ist mehr als grobkörnig.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Christiane Linden geht in die Hocke und klaubt einige Steine vom Boden auf. Sie sind fast handtellergroß. „Gucken Sie sich mal die Brocken hier an“, sagt sie. „Wie sollen da ältere Leute langlaufen können?“ Zum Jahreswechsel wurden im Hildener Stadtwald einige Gehwege neu befestigt. Nach Auskunft von Förster Dennis Anders haben Forstarbeiter auf insgesamt 500 Laufmetern ein Mineralgemisch aus Grauwacke aufgebracht — nichts anderes als Schotter also. Er wurde in zwei Schichten aufgetragen. Die Steine der unteren Schicht weisen Größen von bis zu 45 Millimeter auf, die der oberen Schicht von bis zu 22 Millimeter. Doch beide vermischen sich.

Größere Steine liegen zwischen kleineren. Aus Sicht von Christiane Linden ist das viel zu grobkörnig. „Schon rein optisch hat man den Eindruck, sich in einer Kiesgrube zu befinden“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Viel schlimmer aber ist das Laufgefühl. Christiane Linden ist Übungsleiterin für Wirbelsäulen-Gymnastik und joggt bis zu drei mal in der Woche für eine Stunde im Stadtwald. Die Schottersteine sind durch die Sohlen ihrer Laufschuhe schmerzhaft zu spüren. „Für mich als Jogger ist das ein ständiges Ärgernis, und für Menschen mit Gehhilfen oder Rollstühlen ist dieser Belag absolut ungeeignet.“

Das sehen auch andere Freizeitsportler so. Als Christiane Linden ihr Ärgernis im Stadtwald präsentiert, joggen zufällig auch Alexander Eisenhauer und Patrick Panchyrz an der Stelle vorbei. Der neue Belag sei „sehr schlecht, man kann halt umknicken beim Laufen“, erzählen sie auf Nachfrage. „Und die Steine drücken beim Laufen durch die Sohlen.“ Auch eine ältere Spaziergängerin wirkt unsicher: „Ich stelle gerade fest, dass der Belag beschwerlich unter den Sohlen ist“, sagt sie, während sie sehr langsam den Waldweg entlang geht.

Christiane Linden nickt. Sie habe bereits beobachtet, dass ältere Menschen an die Ränder der Wege ausweichen. Unverständlich ist es aus ihrer Sicht auch, dass die Trimm-Dich-Stationen ebenfalls mit diesem Schotter ausgestattet seien. Der Wanderweg ist Teil des Neanderlandsteigs. Es sei sicherlich notwendig, die Wege zu befestigen, „aber nirgends wurde derart unpassendes Material verwendet“, sagt sie.

Das sieht Förster Dennis Anders nicht so. „Das ist die erste Rückmeldung dieser Art“, berichtet er. Andere Hildener hätten sich erfreut gezeigt, „dass der verschlammte Bodenbelag endlich ausgewechselt wurde“. Für die Befestigung von Wanderwegen gebe es sogenannte „Wegebau-Richtlinien“, an die sich das Hildener Forstamt gehalten habe. Schotter sei das klassische Material für den Wegebau, denn das gebrochene Gestein verzahne sich ineinander — anders als Kies mit seinen glatten Oberflächen.

15 Jahre, manchmal auch länger, soll ein erneuerter Bodenbelag halten. Doch der Wald lebt: Regelmäßig fallen im Herbst Blätter auf die Wege, die die Lücken zwischen dem Schotter verfüllen. Sie verdichten ihn und lassen ihn auf Dauer matschig werden. Auch der frisch aufgetragene Belag werde sich schnell mit dem herabfallenden Laub vermischen, so Anders. Im kommenden Jahr sei das Laufgefühl auf diesen Wegen bereits komfortabler. „Sie werden sich bald wieder zu klassischen, federnden Waldwegen verändern“, erläutert der Förster. „Schon im nächsten Frühjahr werden die Spaziergänger eine deutliche Veränderung wahrnehmen.“