Neue Workshops in Haan SKFM-Projekt: „Würde in Zeiten von Lebenskrisen“

Haan · Wie können Menschen trotz widriger Umstände in Würde leben? Der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) will mit Interessierten beim Haaner Sommer dazu Impulse setzen. Und noch weitere Veranstalter machen mit.

 SKFM-Geschäftsführer Hubert Gering und Trauma-Therapeutin Marion Beckershoff haben oft mit Menschen in Lebenskrisen zu tun.

SKFM-Geschäftsführer Hubert Gering und Trauma-Therapeutin Marion Beckershoff haben oft mit Menschen in Lebenskrisen zu tun.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vor rund zehn Jahren entstand beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) Haan die Lebenskrise-Ambulanz. Marion Beckerhoff hilft hier Menschen, die unvermittelt und oft ohne eigenes Zutun in eine Lebenskrise geraten sind. „Meist geht es dabei um Sterben und Tod“, erklärt Hubert Gering, Geschäftsführer des SKFM Haan.

Ob Traumata, die ein Mord zur Folge haben kann, bewältigt werden müssen, ob Eltern den Suizid des eigenen Kindes verkraften müssen oder ein Mitglied einer jungen Familie plötzlich schwer krank wird – all das führt in tiefe Lebenskrisen, mit denen Menschen allein nicht fertig werden können. Doch wohin sollen sie sich wenden? Psychologische Hilfe ist kurzfristig kaum zugänglich. „Hier liegen die Wartezeiten oft bei einem halben Jahr und länger“, weiß Gering.

Marion Beckershoff ist ausgebildete Trauma-Therapeutin und kann helfen. Allerdings hat die Nachfrage bei der SKFM Lebenskrise-Ambulanz seit Beginn stark zugenommen. „Wir könnten hier drei oder gar fünf Leute in Vollzeit beschäftigen“, sagt Gering. Allein, die Mittel fehlen, denn alles, was der SKFM für die Lebenskrisen-Ambulanz braucht, muss er aus Spenden finanzieren.

Nun haben Lebenskrisen auch ganz viel mit Würde zu tun. Das erlebt Marion Beckershoff immer wieder. Deshalb hat sie ein Projekt zum Thema „Würde in Zeiten von Lebenskrisen“ mit verschiedenen Aktionen angestoßen.

Die Idee dazu kam Beckershoff beim Lesen eines Buches von Gerald Hüther, der die Frage stellte: Wenn wir alle davon reden, in Würde sterben zu wollen, warum fragen wir uns nicht erst einmal, wie wir in Würde leben wollen? „Ich dachte, es wäre schön, wenn wir dieses Thema in der Stadt hätten“, sagt Beckershoff.

Das Team des SKFM Haan befasste sich intensiv mit „Würde“ und recherchierte umfassend. Dabei entstand auch ein Umfragebogen, der im Vorfeld anonym ausgefüllt werden kann. Dabei können verschiedene Aussagen, wie „In Armut zu leben, heißt für mich, würdelos zu leben“ oder „Bewertung ist für mich sehr wichtig“ mit Punkten bewertet werden. „Wir wissen überhaupt nicht, was dabei herauskommen wird“, gibt Gering zu. „Wir sind sehr gespannt.“

Der Auftakt der Projekttage wird am 23. Juli im Rahmen des Haaner Sommers im Zelt gemacht. Hier werden mit Magnetwand und Schlagwörtern Impulse zum Thema „Würde“ gesetzt. Ein gutes Mittel, um Gedanken wach zu rufen und Gespräche anzuregen. Außerdem können Besucher gegen eine Spende ihr eigenes Würde-T-Shirt bemalen.

Am 25. Juli findet eine Podiumsdiskussion im Kulturbahnhof statt. Mit dabei ist Michael Beilmann, Herausgeber des Impuls-Magazins. Hier wird es die Möglichkeit geben, eigene Gedanken mit einzubringen. Außerdem werden auch hier die Schlagworte auf der Magnettafel zum Einsatz kommen.

All jene, die sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchten, lädt der SKFM für den 26. Juli zum Philosophencafé in den Kulturbahnhof ein. Dabei wird es um Würde, Wertschätzung, Vertrauen, Respekt, Haltung, Sinn und Werte gehen und darum, wie wir uns selbst erleben und was uns ausmacht.

Auch der Haaner Kunstverein befasst sich mit dem Thema „Würde“ und wird dazu Bilder malen. Die entstandenen Kunstwerke werden am 25. und 26. Juli im Kulturbahnhof ausgestellt und sorgen für zusätzliche Denkanstöße.