Osterspaziergang auf dem Golfplatz
Die Saison beim Golfclub Haan beginnt am 1. April. Es wird Zeit, vom Winter- auf den Sommermodus umzuschalten.
Haan. Mitten in sanft gewellter bergischer Landschaft stehen ein paar Gebäude, Geräteschuppen und Remisen, umgeben von makellosem englischen Rasen: Hier, zwischen Mettmann, Gruiten und Haan residiert der Golfclub Haan-Düsseltal, ein „Club ganz ohne Dünkel, der viel für die Jugend tut“, wie Manager Peter Rom betont. Dies ist der Arbeitsplatz von Head-Greenkeeper Axel Schirmer, einem Mann Anfang 50. Er ist der Ober-Platzwart, der Chef von fünf weiteren Greenkeepern, die das 86 Hektar große Areal pflegen und den 940 Mitgliedern erst das Golfspielen ermöglichen. „Hier ist er Mensch, hier darf er’s sein“, um es mit Goethe zu sagen.
Wir sind zum (vorgezogenen) Osterspaziergang verabredet und betreten ein riesiges Gelände, auf dem nur sehr vereinzelt Spieler mit umgehängten Golftaschen unterwegs sind. Außerhalb der Saison sind Carts auf dem Grün verboten, da kommen nur die ganz Harten. Eine Golfrunde dauert etwa fünf Stunden, und die Spieler legen dabei circa zehn Kilometer zu Fuß zurück. Wenn am 1. April die Saison beginnt, „dann sind alle wieder da. Auch die Spaziergänger, Radler und Reiter auf den Wegen rund um das Gelände“, sagt der Greenkeeper.
Schirmer blickt besorgt übers Grün. „Seit November hat es geschüttet, das Wasser steht stellenweise auf dem Platz, der Frühling lässt noch auf sich warten, die Zeit läuft uns weg“, sagt der bereits dezent gebräunte Mann, der täglich viele Stunden draußen verbringt.
Er lässt seine Blicke über die Bäume und Sträucher auf dem Gelände streifen und klagt: „Die Baumpflege ist etwas zu kurz gekommen. Fast alle Greenkeeper hatten im Februar die Grippe und ab März darf man ja nichts mehr machen.“ Der Laie sieht es nicht.
Kollege André Niepenberg nähert sich: „Ich werd’ jetzt mal die Amazone rausholen und die extensiven Flächen mähen. Das sind die Randstreifen am Rande der Spielflächen, in denen die Bälle gerne hängenbleiben“, folgt die Erklärung. „Die Golfspieler finden die Greenkeeper mit ihren lauten Maschinen eher lästig, aber die Amazone sehen alle gerne“, erzählt Axel Schirmer lachend. Der gelernte Kaufmann ist übers Golfspiel auf die Idee gekommen, sich dem Grün zu widmen. Seit 14 Jahren pflegt er den Haaner Golfplatz. Fortbildungen haben ihn zum Rasenexperten gemacht, der Gräser anpflanzt, die zu den örtlichen Bodenverhältnissen passen und recht wenig Dünger brauchen.
Die Kollegen und er belüften die Böden, pflanzen Gras nach, mähen, pumpen die 60 Bunker (die Sandkuhlen) aus, wenn sie mal voll Wasser laufen oder holen Schlamm und Golfbälle „in fünfstelliger Zahl“ aus den fünf Teichen, die der Golfer „Wasserhindernis“ nennt.
Außerdem betätigen sie sich als eine Art Wildhüter: „Die Artenvielfalt hat zugenommen, seitdem hier nicht mehr — mit viel Pestiziden — Rüben angebaut werden“, erklärt Schirmer. Auch Kanada- und Nilgänse fühlen sich wohl und hinterlassen überall auf dem Grün ihren Kot. „Das ist halt die Natur“, stellt Schirmer gleichmütig fest und sammelt täglich die Hinterlassenschaften ein.
Wenn zu Saisonbeginn alle Spieler aus ihren Löchern kommen, Trainingsstunden absolvieren und Wettkämpfe austragen, müssen die Greenkeeper ihre Arbeit so organisieren, dass sie den Spielbetrieb möglichst wenig stören. „Es herrscht aber eine große Akzeptanz untereinander“, beteuert der Manager des Clubs, Peter Rom. „Wohl auch, weil der Fuhrpark im Zentrum der Anlage liegt und man immer wieder miteinander ins Gespräch kommt.“