Platzmangel im Kindergarten

Die Auswertung der Voranmeldungen hat einen großen Fehlbedarf bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren ergeben.

Haan. 2008 sah es in Haan bei der Kinderbetreuung noch richtig gut aus. Die Stadt lag damals mit ihrer Zahl an Plätzen in Kindertagesstätten an der Spitze der Kommunen im Kreis Mettmann. Davon kann heute mit Blick auf die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren keine Rede mehr sein.

Zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 9. Februar legt das Jugendamt die Kindergartenbedarfsplanung für 2012/13 vor. Und die weist vor allem einen Ausbaubedarf des Platzangebots für Kinder unter drei Jahren aus. Denn der Stadt sitzt der 1. August 2013 im Nacken. Ab diesem Tag haben auch Eltern mit Kindern ab der Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege. Die Bundesregierung empfiehlt als Ziel eine Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren von 35 Prozent, der Stadtrat hat sich Anfang 2009 sogar auf 37 Prozent geeinigt.

Nach den derzeitigen Planungen stehen im Kindergartenjahr 2012/13 in Einrichtungen 190 und in der Kindertagespflege bis zu 55 Betreuungsplätze zur Verfügung. Damit kommt die Stadt auf insgesamt 245 Betreuungsplätze. Würde der Rechtsanspruch heute schon gelten, würden etwa 25 Plätze fehlen. Und die würden nicht reichen, denn bereits jetzt steht fest, dass der Bedarf an Plätzen in Kindergärten und bei Tagesmüttern weitaus höher liegt.

Ende Oktober, so das Jugendamt, ergaben die bislang ausgewerteten Voranmeldungen für den sogenannten U3-Bereich einen Fehlbedarf von etwa 150 Betreuungsplätzen gegenüber der Aufnahmekapazität im kommenden Kindergartenjahr. „Wir haben aber noch nicht alle Zahlen ausgewertet, darunter befinden sich auch Doppelanmeldungen“, sagt Jugend- und Sozialamtsleiter Udo Thal: „Die Zahl könnte noch höher, aber auch deutlich niedriger liegen.“

Wie schwer es ist, einen Platz für den Nachwuchs zu finden, hat Daniela Brümmer erlebt. Die Mutter von drei Kindern hat sich selbstständig gemacht und arbeitet überwiegend nachts. Dennoch braucht sie auch für ihre Jüngste, die ist 17 Monate alt, einen Betreuungsplatz. „Das war sehr schwer“, sagt sie — aber sie hatte Glück: Die Leiterin des Caritas-Familienzentrums St. Nikolaus in Gruiten machte es möglich, dass Geschwisterkinder einen Platz in ihrer Einrichtung bekommen. Und so wird Theresa ab dem 1. August in Gruiten betreut. „Ich brauche den Platz. Ich habe keine Großeltern und kein soziales Netzwerk, die das übernehmen könnten“, betont Brümmer.

So wie ihr geht es vielen Familien in Haan und Gruiten. Um ihrem Wunsch nach einem Betreuungsplatz für ihre Kinder nachkommen zu können, muss die Stadt neue Plätze schaffen. Weil das im Bestand kaum noch möglich ist, wird die Stadt bauen müssen. Aus Sicht der Verwaltung kann sie das nur finanzieren, wenn sie auf einem eigenen Grundstück, zum Beispiel an der Alleestraße, baut. Eine weitere Option ist die für eine Kindertagesstätte ausgewiesene Fläche im Hasenhaus.