Hilden Hildener gedenken der Reichspogromnacht
Hilden. · Junge und alte Menschen gingen in Hilden gegen das Vergessen auf die Straße.
In diesem Jahr ist es 81 Jahre her, dass in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Nationalsozialisten und deren Anhänger jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstörten, ausraubten und mehr als 2000 Synagogen anzündeten. Acht Jahrzehnte später stellen sich Menschen die Frage: „Müssen wir uns erinnern?“ Bei einem Sternmarsch aus allen Richtungen Hildens hin zum Gedenkstein für die ermordeten jüdischen Bürger und antifaschistischen Widerstandskämpfer in Hilden haben Hildener am Samstag im Stadtpark klargemacht, dass der Kampf gegen rechtes Gedankengut wieder genauso aktuell ist wie vor über 80 Jahren und ein Erinnern wichtiger ist als je zuvor.
Nicht nur Senioren, die das Dritte Reich noch miterlebt haben, erkennen die Gefahr durch das Erstarken der Rechts- (und auch Links-)Populisten. Auch die Jugend setzt Zeichen gegen das Vergessen. „Menschenhass ist keine Exklusivität der 1930er Jahre“, sagte ein 77-jähriger Mann. In seinen Bekanntenkreisen seien genug Menschen, die heute nichts mehr von der damaligen Zeit wissen wollten oder politisch sogar nach rechts tendierten. „Es ist wichtig, dass wir von solchen Aktionen wie heute berührt werden und dieses Gefühl an unsere Kinder weitergeben“, betonte Magdalena Gärtner (72). Für die Jugend sei die Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr so nah. Deshalb biete sich hier die Gelegenheit, darüber ins Gespräch zu kommen. Svenja (20) und Maike (20) sind zwei von denen, die sich gegen das Vergessen einsetzen: Sie waren am Samstag dabei, als auf Initiative des Arbeitskreises „Stolpersteine in Hilden“ und mit Jugendparlament, Schülern der Theresienschule und des Helmholzgymnasiums an den Orten, an denen Stolpersteine in Hilden verlegt sind, Informationen zu den von den Nazis ermordeten Menschen vorgetragen wurden. „Ich finde die Ergebnisse der jüngsten Wahlen beängstigend“, sagte Maike mit Blick unter anderem auf die Landtagswahlen in Thüringen. „Hatten wir das nicht schon? Es ist wichtig, dass das Thema in den Schulen aufgegriffen wird und nicht in Vergessenheit gerät“, betonte die 20-Jährige. In Hilden begann die Pogromnacht am 9. November 1938 im Alten Helmholtz-Gymnasium an der Gerresheimer Straße mit einer Veranstaltung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Danach gingen viele zum „Deutschen Haus“, heute Benrather Straße 20. Von dort startete die Menschenjagd. „Viele schauen weg, wenige helfen, die Ordnungsbehörden sind abwesend“, erinnerte Bürgermeisterin Birgit Alkenings bei der Veranstaltung an die Vorgänge vor 80 Jahren. Red