Rentnerin liegt im Streit mit der Rheinbahn

Die Hildenerin war mit veralteten Tickets unterwegs und soll schwarz gefahren sein.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Dass Beatrice von Heimendahl in irgendeiner Akte als Schwarzfahrerin vermerkt sein könnte, das kann die 73-Jährige nicht akzeptieren. „Das geht mir wirklich gegen den Strich.“ In ihrem Leben ist die Rentnerin noch nie ohne Ticket in eine Bahn oder in den Bus gestiegen — sie ist sogar so vorausschauend und kauft Vierer-Fahrkarten am Kiosk als Reserve für den Fall, dass der Automat an der Haltestelle kaputt ist. „Ich fahre ab und zu mal spontan nach Düsseldorf“, sagt von Heimendahl, die in Hilden wohnt. Da will sie sich nicht noch um ein Ticket kümmern müssen.

So auch am 18. Juli, als sie ihr Auto in der Nähe der Heinrich-Heine-Uni parkte, um von dort aus mit der Straßenbahn zur Volkshochschule zu kommen. „In der Innenstadt gibt es ja nicht so viele Parkplätze“, sagt von Heimendahl. Als ein Kontrolleur von Heimendahls Fahrkarte prüfte und ihr sagte, ihr abgestempeltes Ticket sei abgelaufen, entschuldigte sich die Rentnerin und kramte sofort ein anderes Ticket aus dem Portemonnaie. „Aber das ist wohl auch abgelaufen gewesen“, erinnert sich die 73-Jährige. Der Kontrolleur verlangte Beatrice von Heimendahls Ausweis und kündigte das Bußgeld in Höhe von 60 Euro an. „Ich habe einfach nicht erkannt, dass das Ticket nicht mehr gültig ist“, sagt die Seniorin, die auf ein bisschen mehr Kulanz gehofft hat. Sofort brachte sie die übrigen Fahrkarten — „ich habe immer eine der Preisstufe A und eine der Preisstufe B“, sagt von Heimendahl — in das Rheinbahn-Kundencenter in Hilden, um diese gegen neue Karten auszutauschen und den Differenzbetrag zu zahlen. „Fünf Cent pro Fahrt macht die Differenz zum neuen Tarif aus“, sagt die Hildenerin, für fünf Cent Differenz müsse sie jetzt 60 Euro Strafe zahlen und sei zudem eine Schwarzfahrerin. Schnell war der Brief von der Rheinbahn bei ihr, am gleichen Tag noch bezahlte sie das Bußgeld, „auch wenn ich mich wahnsinnig geärgert habe“.

Dass die Rheinbahn bei Beatrice von Heimendahl nicht ein Auge zudrückt, hat folgenden Grund: „Wir können den Leuten nur vor den Kopf gucken“, sagt Unternehmenssprecher Georg Schumacher. Er fürchtet, dass sich viele Trittbrettfahrer melden würden. Einmal im Jahr, meist zum Jahreswechsel, würden die Ticketpreise der Rheinbahn steigen. Eine Kulanzfrist gebe es, drei Monate lang können Fahrgäste mit dem Ticket aus dem Vorjahr noch im neuen Jahr fahren. Anschließend könne das Ticket zwei Jahre lang umgetauscht werden.

Er empfiehlt allen Fahrgästen, skeptisch mit älteren Karten zu sein. Im Zweifel sollten sie den Preis auf dem Ticket mit dem aktuellen Preis der Kategorie vergleichen, im Internet sei das möglich oder kostenpflichtig unter der Service-Rufnummer.

Unbegrenzt haltbar könnten Tickets nicht sein, weil sich Fahrgäste einen Vorrat zulegen könnten, bevor die Preise steigen. „So zahlt der Kunde den Preis, der ausgerufen ist“, sagt Schumacher und verweist auf steigende Personal- und Energiekosten bei der Rheinbahn.

Damit Beatrice von Heimendahl nicht noch mal in diese Falle läuft, gibt Pressesprecher Georg Schumacher ihr den Tipp, sich ein Abo zuzulegen. „Da werden die Kosten automatisch abgezogen.“ „Nur für die paar Mal, die ich im Jahr fahre, brauche ich doch kein Abo“, sagt die 73-Jährige. Würde sich die Seniorin die Smartphone-App zulegen, dann müsste sie auch keine Sorge haben, dass die Tickets verfallen. „Die Pakete dort behalten ihre Gültigkeit“, bekräftigt Schumacher. Ein Fahrkarten-App aber kann Beatrice von Heimendahl leider nicht bedienen.