Rollstuhlfahrer chancenlos
Der Bahnhof Gruiten bleibt nicht-behindertengerecht — der Umbau ist zu teuer.
Gruiten. Von Gruiten nach Düsseldorf oder Wuppertal zu kommen, ist kein Problem. Werktags hält die S-Bahn tagsüber alle 20 Minuten an der Station, um 18 Minuten später beispielsweise in der Landeshauptstadt zu halten.
Als Mutter mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer auf diesem Wege gen Westen zu fahren, gestaltet sich schon schwieriger. „Meine elf Monate alte Tochter und ich würden gerne mal nach Düsseldorf oder Wuppertal fahren, was aber nur schwer möglich ist“, sagt Stefanie Klein.
Sie hat sich im Online-Forum der WZ an der Umfrage „Was ist Ihnen wichtiger: Pünktlichkeit oder saubere Bahnhöfe?“ beteiligt. „Viel interessanter fände ich aber die Frage, warum ein Bahnhof Haan-Gruiten mit so vielen Reisezielen leider immer noch keine Möglichkeit aufweist, als Rollstuhlfahrer oder als Kinderwagenschieber überhaupt die Bahnsteige zu betreten“, so Klein. „Also liebe Bahn, ich finde, hier muss ganz schnell etwas geschehen. Nach Gruiten ziehen momentan immer mehr junge Familien mit kleinen Kindern.“
Die Forderung der Mutter aus Gruiten ist nicht neu. Seit Jahren wird über den behindertengerechten Ausbau des Haltepunkts gesprochen, inzwischen sind die Planungen dafür bei der Stadt sogar abgeschlossen. Favorisiert wird von der Stadtverwaltung die „Rampe-Aufzug-Lösung“, die einen Aufzug sowie eine Rampe am Ausgang zum P&R-Parkplatz vorsieht. Für die Fahrgäste, die noch in den Bus umsteigen müssen, würde die Realisierung dieser Planung einen Fußweg von 170 Metern bedeuten.
Doch davon kann zurzeit keine Rede sein. Die finanzielle Lage der Stadt lässt den Ausbau des Bahnhofs nicht zu. Denn: Der Umbau würde nach Schätzungen 1,6 Millionen Euro kosten. Zuschüsse von der Bahn würden 85 Prozent abdecken. 15 Prozent muss die Stadt aufbringen: 240 000 Euro.
„Das ist nicht zu finanzieren“, sagt Planungsamtsleiter Jürgen Rautenberg. „Wir haben in diesem Jahr dafür auch keine Mittel im Haushalt eingeplant.“ Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wurde informiert, dass die Stadt auf absehbare Zeit den Ausbau des Bahnhofs nicht finanzieren kann.
„In der Regel bleiben die Maßnahmen und Projekte drei Jahre in unserem Förderkatalog“, sagt Sabine Tkatzik, VRR-Sprecherin. Für den Gruitener Bahnhof würde das bedeuten, dass die Stadt noch bis 2013 mit den Zuschüssen für den Umbau planen könnte. „Aber auch über diesen Zeitraum hinaus ist eine Neuaufnahme möglich“, versichert Tkatzik. Der Planungsamtsleiter rechnet indessen nicht damit, dass der Bau des barrierefreien Zugangs kurzfristig verwirklicht wird — erst in finanziell besseren Zeiten.