Wegen Termindruck Schausteller wollen Haaner Kirmes vorverlegen
Haan · Die Eröffnung soll künftig am Freitag sein, die Kirmes liefe dann bis einschließlich Montag, statt wie bisher von Samstag bis Dienstag. Darum bitten die Schausteller in einem Schreiben an die Politik.
Es ist eine lange Tradition, dass die Haaner Kirmes stets um den vierten Sonntag im September stattfindet – und zwar jeweils von Samstag bis Dienstag. Doch wenn es nach den Wünschen der Schausteller geht, die die Haaner Innenstadt mit ihren bunten Karussells und Buden in einen herrlichen „Jahrmarkt vor der Haustür“ verwandeln, könnte sich an der Zeitplanung schon bald etwas ändern. Sie haben darum gebeten, die Kirmes um einen Tag vorzuverlegen – die Eröffnung wäre dann am Freitag und die Kirmes liefe bis einschließlich Montag, statt wie bisher von Samstag bis Dienstag.
In einem Schreiben an die politischen Parteien in der Gartenstadt hat Albert Ritter, Präsident der Europäischen Schausteller-Union und des Deutschen Schaustellerbundes, die Verlegung angeregt und auch gleich mehrere Begründungen dazu geliefert. Das Thema, so heißt es in dem Schreiben, „wurde in Schaustellerkreisen in den letzten Jahren immer wieder und mit großer Leidenschaft diskutiert“. Auch auf der jüngsten Beschickerversammlung in Gegenwart von Bürgermeisterin Bettina Warnecke und Vertretern des zuständigen Ordnungsamtes habe der Verlegungswunsch eine wichtige Rolle gespielt.
Ritter nennt gleich mehrere Argumente, die für eine Verlegung sprechen:
Familienfreundlichkeit
Am Freitag beginnt das Wochenende, am Samstag können viele ausschlafen, auch die Kinder, die nicht zur Schule müssen. Viele Menschen haben also die Gelegenheit, am Freitagnachmittag und -abend das Wochenende einzuläuten. „Wo gelänge dies besser, als auf der Kirmes?“, schreibt der Schaustellerpräsident. Familien würden mehr Zeit gewinnen – „weil am Dienstagabend der Kirmesbesuch angesichts des nächsten Werktages verständlicherweise immer eher verhalten ausfällt“. Während der Jubiläumsjahre der Haaner Kirmes habe sich mit dem jeweils hinzugefügten Freitag schnell herausgestellt, dass dieser besonders beliebt sei – vor allem bei Familien mit Kindern.
Mehr Spielraum für „Heimkehrer“
Das gleiche Argument gilt Ritter zufolge für die gebürtigen und an anderen Orten lebenden Haaner, „die aus einem tiefen Gefühl der Verbundenheit immer zur Kirmeszeit in die Heimat zurückkehren“. Sie hätten zweieinhalb Tage am Wochenende Zeit für das Vergnügen, statt wie gegenwärtig nur anderthalb.
Tourneekalender entspannt sich
„Wir sprechen auch aus eigenen Motiven heraus“, räumt Ritter in dem Brief ein: „Der Tourneekalender der Schausteller ist immer eng getaktet, das Engagement nach Haan ist leichter einzuhalten, wenn der Zeitraum von Freitag bis einschließlich Montag verändert wird.“
Dass vor allem die Kirmes-Traditionalisten darauf hinweisen, dass der Eröffnungstermin „seit Jahrhunderten gelernt“ sei, ist den Schaustellern sehr wohl bewusst. Sie führen jedoch dagegen ins Feld, dass die angestrebte Veränderung zum Wohle der Veranstaltung, also auch zum Wohle ihrer Zukunft sei, die Tradition also fortgeschrieben werde: „Zudem möchten wir darauf hinweisen, dass die Schausteller selbst sich dem Brauchtum und der Tradition der Kirmes besonders verpflichtet fühlen. Mit ihren Geschäften und Attraktionen sind sie die Träger dieses Brauchtums und der Tradition – auch hinsichtlich der finanziellen Absicherung.“
So wie die Schausteller den Auftritt ihrer Geschäfte seit Jahrhunderten dem spezifischen Charakter des jeweiligen Volksfestes, aber auch den Bedürfnissen der Gesellschaft stets von Neuem anpassten, so hätten sich auch die Veranstaltungszeiten der Volksfeste im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte verändert, argumentiert Albert Ritter: „War die Kirchweih dereinst eine Eintagesveranstaltung, so entwickelten sich die Kirmessen – die Wünsche der Gesellschaft berücksichtigend – weiter“, betont er: „Spielzeiten wurden verlängert, angepasst. Tradition und Brauchtum blieben erhalten.“
Den Schaustellern ist wohl bewusst, dass die Haaner Kirmes der kommunalen Selbstverwaltung und den Beschlüssen des Rates unterliegt, betont der Präsident abschließend: „Dennoch möchten wir unsere Erfahrungswerte in die Waagschale werfen und bitten Sie, die vorgetragenen Argumente in Ihrer anstehenden Diskussion zu berücksichtigen“, heißt es in dem Schreiben.