Seniorennetzwerk: Ein Netz für Freundschaften
Das Haaner Seniorennetzwerk besteht seit zwei Jahren und erfreut sich großer Beliebtheit. Inzwischen organisieren sich Frauen und Männer in 22 Gruppen.
Haan. Wenn Reinhard Groß über das Seniorennetzwerk „Wir sind Haan“ spricht, kommt der 63-Jährige ins Schwärmen. „Es ist wunderbar, wenn alleinlebende Menschen wie ich noch neue Freunde finden können“, sagt der begeisterte Radfahrer, den die Neugier zum ersten Treffen des Netzwerks gelockt hatte.
„Ich kam sogar zu spät, weil ich vorher noch bei einem Kochkurs war“, erinnert sich Groß. Auf großen Plakaten hatten die Organisatoren des Netzwerks, Ute Melchior-Giovannini und ihr Mann Kurt-Eugen Melchior, Ideen und Themen gesammelt, zu denen sich die mehr als 150 erschienenen Frauen und Männer selbst organisieren sollten.
Klar, dass Reinhard Groß’ Wahl zuerst auf das Radfahren viel. „Ich organisiere gerne, das ist ein Talent von mir“, sagt er. „Und es macht mir großen Spaß, neue Strecken kennenzulernen.“ Kein Wunder also, dass er inzwischen der Ansprechpartner für die gut 60 Radfahrer im Netzwerk ist, die zweimal in der Woche auf unterschiedlichen Touren in die Pedale treten.
Edeltraud Kratz hatte in der Zeitung von dem Seniorennetzwerk gelesen. „Da einmal hinzugehen, das kann nicht schaden“, dachte sich die 66-Jährige. „Ich lebe alleine und war neugierig.“ Weil sie gerne reist, hat sie sich für „Städtereisen“ eingetragen. „Ich kam mit den Eheleuten Melchior ins Gespräch und die fanden, ich sei die richtige Ansprechpartnerin für diese Gruppe.“
Inzwischen gehört sie auch zum Organisationsteam des Netzwerks, engagiert sich bei der Suche nach Referenten und bietet natürlich immer wieder Städtereisen an. „Es hat sich inzwischen ein sehr nettes Grüppchen gebildet, und richtige Freundschaften haben sich entwickelt“, sagt sie. Und sie betont wie Reinhard Groß, dass ihr das Engagement im Netzwerk einfach viel Spaß mache.
350 Frauen und Männer schreibt das Seniorennetzwerk regelmäßig an, informiert über neue Angebote und aktuelle Veranstaltungen. „Es gibt eben viele Senioren, die nicht betreut werden, sondern selbstverantwortlich ihre Zeit gestalten wollen“, sagt Ute Melchior-Giovannini. „Das Interesse im Alter ändert sich.“ Die Menschen wollen etwas für sich tun, alleine und mit anderen. Dann weite sich der Blick und die anderen stünden im Fokus. „Und wer selbst nicht mehr kann, der ist im sozialen Netzwerk aufgehoben.“
Pfarrerin Gabriele Gummel gefällt das Seniorennetzwerk so gut, weil es so anders ist, als die traditionelle Altenarbeit „Da traf man sich einmal im Monat, trank zusammen Kaffee, und es gab ein inhaltliches Programm“, sagt sie. „Inzwischen gibt es ja einen vierten Lebensabschnitt zwischen Pensionierung und Alter.“ Für Menschen, die fit sind, passt die Altenarbeit nicht.
„Die brauchen ein Angebot, das sie selbst gestalten können“, sagt sie. Daraus wachsen Beziehungen und ein Netz, das sie auffängt, wenn sie hochbetagt sind.“