Soldaten eröffnen Internetcafé in Hildener Flüchtlingsunterkunft

An der Herderstraße wurden für Bewohner zehn Plätze eingerichtet.

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Hilden. In der Waldkaserne werden Soldaten auch in zivilen Berufen aus- und weitergebildet. Angehende IT-Systemelektroniker (der Lehrgang dauert 21 Monate) haben jetzt in der Flüchtlingsunterkunft Herderstraße 33 ein Internetcafe mit zehn Plätzen für die Bewohner eingerichtet. „Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, sagt Oberleutnant Marcel Reinhardt: „Die Auszubildenden können ihr Wissen praktisch anwenden. Das Projekt zeigt auch, wie gut die Partnerschaft mit der Stadt Hilden läuft.“

Das Kompliment gibt Bürgermeisterin Birgit Alkenings zurück. Die Soldaten haben noch zwei weitere Internetcafés in Notunterkünften installiert und werden sie auch weiter technisch betreuen. „Das könnten wir als Stadt gar nicht leisten“, bedankt sich Alkenings: „Wir sind sehr froh, dass die Bundeswehr in Hilden ist.“ Die gebrauchten Computer hatte die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) zur Verfügung gestellt.

Wofür wird das Internetcafé eigentlich gebraucht? „Die Menschen, die hier leben, haben meist nur ihr Handy mit nach Deutschland retten können“, berichtet die städtische Flüchtlingsbeauftragte Michaela Neisser. Das könne auf der Flucht im wahren Wortsinn lebenswichtig sein. „Die Job- und Wohnungssuche gestalten sich mit dem Mobiltelefon aber ebenso schwierig wie Online-Sprachkurse“, weiß Neisser: „Außerdem brauchen Kinder und Jugendliche einen Internetzugang, um ihre Hausaufgaben zu erledigen.“

An der Herderstraße leben zurzeit knapp 100 Geflüchtete. Einer von ihnen ist Murat. Der 18-Jährige kommt aus der Türkei und hat in Deutschland um Asyl gebeten. Die Verständigung ist schwierig. Murat spricht kein Englisch, nur ein paar Brocken Deutsch. Er nutze das Internetcafé täglich, um mit seinem Freund in Aserbaidschan Kontakt zu halten. Satenik Muschegian kommt aus Moskau. Die 60-Jährige ist seit drei Monaten in Hilden. Sie nutzt vor allem die sozialen Netzwerke. Jeden Tag lassen sich zwischen 50 und 130 Menschen in Nordrhein-Westfalen als Asylsuchende registrieren. Die Flüchtlingsbeauftragte kann auch nicht sagen, woher diese Menschen eigentlich kommen.

Aktuell beherbergt Hilden rund 850 Asylsuchende. Bürgermeisterin Birgit Alkenings rechnet damit, dass es bis Ende des Jahres rund 1000 sein werden. Die allermeisten werden nach Hilden zugewiesen und müssen hier für Jahre bleiben. „Die Wohnsitzauflage ist nicht unser Wunschprojekt“, sagt Alkenings mit Blick auf den engen Wohnungsmarkt: „Aber wir kriegen das hin.“