Hilden Sonntagseinkauf verliert Attraktivität
Hilden. · Bummeln statt shoppen: Am Sonntag war die Hildener City zwar voller Menschen. Das schlägt sich aber nicht in den Umsätzen der Einzelhändler nieder. Die Kauflust hielt sich in Grenzen.
An der Lage kann es nicht liegen. Das Geschäft von Juwelier Jost Krevet liegt in bester Lage an der Mittelstraße, Hildens Einkaufsmeile. Am Angebot auch nicht. Die Auslage ist voller hochwertiger und angesagter Uhren. Auch nicht an der Kundenfrequenz. Am Sonntag war die Innenstadt trotz aller Wetterkapriolen voller Menschen.
Dennoch ist Jost Krevet mit dem Ergebnis des verkaufsoffenen Sonntags nicht zufrieden. „Viele Leute kommen wegen der Events in die Stadt und zum Bummeln, aber nicht um einzukaufen“, beobachtet er. Er habe seinen Laden am Sonntag „aus Solidarität“ mit den anderen Einzelhändlern geöffnet, nicht um damit größere Umsätze zu machen: „Die Kunden haben am Sonntag Zeit, aber sie nutzen sie anders, nicht zum Einkaufen“, stellte er nicht zum ersten Mal fest. Die goldenen Zeiten der Einkaufssonntage für den Einzelhandel seien vorüber. Jost Krevet denkt ernsthaft darüber nach, ob er sich künftig an den Einkaufssonntagen noch beteiligen soll.
Die Events ziehen Kunden
von außerhalb in die Stadt
So weit will Birger von Gehlen, Inhaber des gleichnamigen Modegeschäfts ebenfalls an der Mittelstraße nicht gehen - noch nicht. Er bestätigt den Eindruck des Juweliers. Wenn sonntags die Läden geöffnet seien, mache sich das nicht in höheren Umsätzen in der Ladenkasse bemerkbar. „Aber die Events ziehen Kunden von auswärts in die Stadt. Sie sehen, wie schön und attraktiv Hilden als Einkaufsstadt ist und kommen später wieder, um einzukaufen“, glaubt Birger von Gehlen: „Attraktive Veranstaltungen und Sonntagseinkauf ergänzen und befruchten sich.“ Deshalb sollte man auf die Ladenöffnung am Sonntag nicht verzichten, auch wenn sich das nicht unmittelbar in der Kasse niederschlage.
Das sieht Volker Hillebrand, Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH, auch so. Hilden habe sich in diesem Jahr erneut auf vier Verkaufssonntage beschränkt. Das sei ein guter Kompromiss von Shoppen und Arbeitnehmerschutz. Hintergrund ist aber auch: Das Oberverwaltungsgericht Münster hat eine enge Auslegung des Ladenöffnungsgesetzes angemahnt. Die Gewerkschaft Verdi hat durch hunderte, meist erfolgreiche Klagen dazu beigetragen, dass das Gesetz tatsächlich auch beachtet wird. Die Begründung des Stadtmarketings für die vier Einkaufssonntage 2019 war noch nie so umfangreich wie in diesem Jahr. Trotzdem lehnte Verdi die beabsichtigten verkaufsoffenen Sonntage ab. Die angeführten Events (Modenschau, Autoschau, Büchermarkt, Weihnachtsmarkt) müssen mehr Besucher anziehen als der Sonntagsverkauf, schreibt das Gesetz vor. Das sei den zur Verfügung gestellten Unterlagen nicht zu entnehmen, kritisiert Verdi und lehnte die beantragten Verkaufsöffnungen ab. Diese Ablehnung sei „milder“ formuliert als im Vorjahr, schrieb dazu Bürgermeisterin Birgit Alkenings. 2018 seien die vier verkaufsoffenne Sonntage als „rechtswidrig“ bezeichnet worden. Sie empfahl dem Stadtrat, dem Antrag des Stadtmarketings stattzugeben, was die Politik auch mit großer Mehrheit Anfang April tat. Dass der Reiz des Einkaufs am Sonntag für viele Kunden abnimmt, belegen übrigens auch die Zahlen, die das Stadtmarketing selber erhoben hat - fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Am 7. Mai 2017 wurden auf der Mittelstraße zwischen 12 und 18 Uhr 15.018 Besucher gezählt. Nur 18,47 Prozent waren zum Einkaufen gekommen. 37,39 Prozent zum Bummeln, 28,38 Prozent wegen der Events.