Insolvente Kplus-Gruppe Klinik-Mitarbeiter kritisieren Kündigungsbrief
Haan · Es gibt Briefe, die möchte man nicht bekommen. Und man ist vielleicht auch erleichtert, wenn der brisante Inhalt – ein Mahnschreiben, ein Knöllchen oder Post von der Justiz – in einem dezenten Umschlag steckt.
Die Mitarbeiter des Haaner St.-Josef-Krankenhauses dürften über die Kündigungen, die sie in den vergangenen Wochen erreichten, wahrscheinlich nicht glücklich sein. Ganz im Gegenteil: Ein Betroffener veröffentlichte auf Facebook ein Foto von dem Einschreiben, das ihm durch die Post zugestellt wurde. Im Fenster des Umschlags ist der Hinweis „Beendigung Ihres Arbeitsverhältnisses“ gut zu lesen.
Mitarbeiter kritisieren, dass sie ihre Kündigungen in dieser Form erhalten haben. „Ich war darüber entsetzt“, macht eine Krankenschwester ihrem Ärger gegenüber der Redaktion Luft. „Es ist überhaupt kein angenehmes Gefühl, wenn Gott und die Welt das lesen können.“ Sie ist nicht die Einzige. In WhatsApp-Gruppen tauschen sich viele Kollegen aus und finden deutliche Worte zum Vorgehen der Kplus-Gruppe, erklärt sie. Die Rede sei von Unehrlichkeit gegenüber den Mitarbeitern und fehlender Wertschätzung, teilt die Krankenschwester mit.
Nur wenig Zeit, sich arbeitssuchend zu melden
Die Kündigungen gingen Ende vergangenen Monats an die Betroffenen. Der Redaktion liegen Schreiben mit Datum vom 26. Oktober vor. Die Arbeitsverhältnisse wurden damit fristgerecht zum 31. Januar gekündigt. Der Unmut über das enge Zeitfenster sei groß, weiß die Krankenschwester über Gespräche im Kollegenkreis zu berichten, denn man habe nur wenige Tage Zeit gehabt, sich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend zu melden. Fristende dafür war der 31. Oktober.
Man habe die Kündigungen erst am 26. Oktober verschicken können, entgegnet Unternehmenssprecherin Cerstin Tschirner. Auch sie wird mit der Schließung des Haaner Krankenhauses ihren Job verlieren. Man habe dafür „bis in die Nacht“ gearbeitet. Die Mitarbeiter seien darüber informiert worden, dass man sich nach Erhalt der Kündigung online arbeitssuchend melden könne. „Aus eigenem Erleben kann ich sagen, das funktioniert sehr unkompliziert und sichert zunächst die Ansprüche auf Zahlungen durch die Agentur für Arbeit.“
Kein Bedauern und
auch kein Dank
Beim Blick auf das Kündigungsschreiben fällt auf, dass mit keinem Satz Bedauern über die Personalentscheidungen geäußert wird. Auch auf einen Dank an 320 betroffene Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahrzehnten im Haaner Krankenhaus tätig waren, wurde verzichtet. Die Geschäftsführung habe auf einer Mitarbeiterversammlung und im Nachgang schriftlich über die Schließung persönlich informiert, erklärt Cerstin Tschirner. „Diese persönliche Information war ein besonderes Anliegen der Geschäftsführung. Das offizielle Kündigungsschreiben war dann ein formaler juristischer Akt, der vollzogen werden musste.“
Über den Standort Haan hinaus sind knapp 1000 Mitarbeiter von Kündigungen betroffen. Noch nicht verschickt worden seien Kündigungen, die vom Integrationsamt bearbeitet werden müssen, teilt Tschirner mit.
Kann das Krankenhaus bis zur Schließung am 31. Januar seinen Betrieb in vollem Umfang aufrecht erhalten? Aufgrund des personellen Notstands im Gesundheitswesen dürften Mitarbeiter keine großen Probleme haben, neue Arbeitgeber zu finden und das möglicherweise schon vor dem Ende in Haan. Geld könnte hierbei eine Rolle spielen. Aber: Nach Angaben von Tschirner hätten Mitarbeiter, die jetzt von sich aus kündigen, keinen Anspruch auf Weihnachtsgeld. Auch ein erhöhter Krankenstand, weil sich frustrierte Angestellte von ihrem Arbeitgeber abwenden, sei derzeit nicht zu beobachten. Tschirner: „Der Krankenstand ist im jahreszeitlich üblichen Rahmen, sodass wir in Haan unverändert arbeiten können.“
Tatsächlich sei im Kollegenkreis die Rede davon, dass die Ambulanz bereits zum 10. Januar ihre Arbeit einstellen müsse, teilt die Krankenschwester mit. Dies sei lediglich ein Gerücht, so Tschirner. „Der Plan ist, den Krankenhausbetrieb zum 31. Januar 2024 zu schließen.“