Grünes Hilden Fällungen am Mühlenbach geplant
Hilden · An Pappeln, Eichen und Erlen sind Äste ausgebrochen. Es ist nicht sicher, ob sie zu retten sind. BUND weist auf Bedeutung der Bäume fürs Stadtklima hin.
(arue) Spätestens seit 2018 wäre ein konsequenter Hitzeschutz in Hilden angezeigt gewesen, berichtet Claudia Roth, BUND-Sprecherin Hilden. Das habe damals eine Untersuchung untermauert: Etwa 38 000 Menschen in Hilden leiden bei sommerlichen Wetterlagen demnach unter ganz besonders großen Hitzebelastungen. Dies ging aus der Analyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hervor.
Vor allem stark verdichtete und hoch bebaute Innenstadtbereiche ohne Grünflächen wirken sich dabei negativ aus. „Hier besteht die Gefahr, dass sich so genannte Wärme- oder Hitze-Inseln bilden“, erläuterte damals LANUV-Präsident Thomas Delschen. Ursache dafür seien ein verringerter Luftaustausch sowie Gebäude und Straßen, die Wärme speichern, und Industrie und Verkehr, die Wärme abstrahlen.
„Doch was ist ein Schatten spendender Baum heute wert?“, fragt die Hildener BUND-Sprecherin Claudia Roth und befürchtet: „In Hilden leider nicht genug.“ Das zeigten die zahlreichen Rodungen von Straßenbäumen, die einen Stellplatz möglicherweise unbrauchbar machen, weil sie in ihrer viel zu engen Baumscheibe ihre Wurzeln in alle Richtungen ausstrecken – so zum Beispiel am Johann-Strauß-Weg. Nicht besser seien die gerade erst neu angelegten „Steinwüsten“ mit Mini-Pflanzflächen etwa am Schulhof des Helmholtz-Gymnasiums, rund um die Jacobus-Kirche, im Stadtpark und am Stadthallen-Vorplatz. „Konsequente Stadtbegrünung, um Hitzesommern zu begegnen? Fehlanzeige“, sagt Roth.
„Mehr Bäume in Hilden werden den Klimawandel allein nicht aufhalten“, weiß Roth. Das LANUV erwartet bis zum Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg zwischen 1,5 und 4,3 Grad Celsius. Bäume könnten in diesem Zusammenhang „die Folgen für die Bürger erträglicher machen und für alle zugängliche Rückzugsorte schaffen. Je mutiger die Freiflächen geplant werden, umso besser werden die Bäume allein klarkommen und gesund gedeihen – auch ohne aus Privatinitiative gefüllte Wassersäcke“, sagt Roth.
Auf dem Albert-Schweitzer-Gelände werde der Versuch gerade unternommen: Einige Bäume mitten im Baufeld sollen erhalten bleiben. „Es wäre eine Bereicherung für alle, die dort wohnen werden.“ Derweil kündigt die Stadt Hilden an, weitere Bäume fällen zu müssen. Im Zuge der Verkehrssicherheitsüberprüfung seien an mehreren Bäumen am Geh- und Radweg „Pestalozzistraße zum Bruchhauser Weg“ entlang des Garather Mühlenbaches zum Teil erhebliche Schäden festgestellt worden. Dabei handelt es sich um Pappeln, Eichen und Erlen.
Ein Teil der Bäume weise einen hohen Anteil an Totholz auf. „Hier sind bereits einige Äste ausgebrochen.“ Um die Sicherheit für die Nutzer der Wege sicherzustellen, müssten in einem größeren Rahmen Baumpflege- und eventuell Fällarbeiten durchgeführt werden. Die notwendigen Arbeiten werden ab dem 22. Juli durchgeführt. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass in diesem Zeitraum für die Baumpflegearbeiten der Weg abschnittsweise komplett gesperrt werden muss. Der Geh- und Radweg ist während der Maßnahme nicht zu nutzen. Nach Möglichkeit sollen die Reststämme als „Habitatbäume“ am Standort verbleiben, um Lebensraum für Tiere zu schaffen, führt die Stadt weiter aus. Sollten Bäume gefällt werden müssen, weil ein Erhalt nicht mehr möglich ist, wird die Stadt in der Grünanlage neue Baumpflanzungen als Ersatzpflanzung vornehmen. Bei der Auswahl greift die Stadt auf geeignete Baumarten wie z.B. Erlen, Weiden oder Feldahorn zurück. Diese sind in der Lage, unter den Klimaveränderungen zu gedeihen und sich zu entwickeln. Die Ersatzpflanzungen seien für Herbst oder Winter 2022/23 geplant.