Trockenheit und hohe Temperaturen setzen dem Wald in Hilden zu „Die Waldbrandgefahr ist bereits jetzt dramatisch hoch“

Hilden · Dennis Anders macht sich um den Stadtwald Sorgen. Fichten sterben aus, die Trockenheit setzt den Bäumen zu. Aber dem Hildener Wald geht es besser als anderen Wäldern. Warum das so ist, verrät der Förster im Interview.

Unter der Rinde eines Baumes findet Förster Dennis Anders Spuren von Borkenkäfern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Tobias Dupke führte das Gespräch

Herr Anders, wie geht es dem Hildener Stadtwald im Moment?

Der Stadtwald hat in den vergangenen Jahren mehrfach gebrannt.

Foto: Patrick Schüller

Dennis Anders: Der Wald hat Probleme. In Hilden geht es ihm zwar besser als in anderen Regionen – aber auch hier hat der Wald mit der Trockenheit zu kämpfen.

Wie zeigt sich das?

Anders: Vielen Bäumen geht es augenscheinlich schlecht: Birke, Ahorn, Buche. Vor allem Altbäume leiden unter langen Trockenperioden und Temperaturspitzen, junge Bäume können schneller auf solche Einflüsse reagieren. Es kommt zu verschiedenen Krankheitskomplexen. Beim Ahorn bildet sich dabei dann beispielsweise Rußrindenkrankheit als ein Symptom. Ist die Standfestigkeit gefährdet, müssen wir die Bäume fällen. Da der Stadtwald viele Wege, Randgebiete und Spielplätze besitzt, müssen wir einen hohen Aufwand betreiben, um die Sicherheit zu gewährleisten. Dazu kommt, dass die Bäume deutlich schneller absterben, als das früher der Fall war.

Warum geht es dem Hildener Stadtwald besser als anderen Wäldern?

Anders: Meine Vorgänger haben zum Glück viel herumexperimentiert und auch Bäumen eine Chance gegeben, die früher kaum in anderen Wäldern angepflanzt worden sind. Diese Baumarten gelten heute als so genannte Klimabäume, die besser mit hohen Temperaturen und Trockenperioden zurechtkommen. Dazu gehören Douglasie, Roteiche und die große Küstentanne. Der Hildener Stadtwald hat einen hohen Laubholzanteil und einen immer weiter abnehmenden Nadelholzanteil.

Gibt es denn überhaupt noch Fichten im Hildener Stadtwald?

Anders: Ja, wir haben noch einige Inseln innerhalb des Waldes, auf denen Fichten wachsen. Aber auch diese werden absterben. Die Borkenkäfer, im speziellen der Buchdrucker- und der Kupferstecher, haben einen großen Schaden angerichtet: Die Trockenheit hat den Fichtenbestand geschwächt, so dass die Borkenkäfer ein leichtes Spiel hatten.

Wie machen Sie den Stadtwald zukunftsfest?

Anders: Überall dort, wo Bäume absterben, pflanzen wir neue Bäume. Wir experimentieren momentan beispielsweise mit Esskastanie und Walnuss, aber auch mit der Stileiche und der Traubeneiche oder der japanischen Lärche. Diese Sorten können längere Trockenperioden überstehen und halten auch hohe Temperaturspitzen besser aus. In den vergangenen Jahren haben wir rund 25 000 Jungbäume im Hildener Stadtwald gepflanzt. Zum größten Teil auf den Flächen, auf denen zuvor Fichten standen.

Haben die Jungbäume alle überlebt?

Anders: Wir hatten im vergangenen Jahr und in diesem Frühjahr Glück: Es hat immer wieder längere Zeit geregnet. Das hat dem Bestand gut getan, die meisten Jungbäume haben bis heute überlebt. In den Jahren davor sah das nicht so gut aus. Wir hatten 40 bis 50 Prozent Ausfall zu beklagen.

Die Trockenheit gefährdet den Wald gleich auf mehrfache Weise – neben dem Stress für die Bäume nimmt die Brandgefahr mit jedem regenfreien Tag zu. Wie gefährlich ist die Situation aktuell?

Anders: Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Tagen Waldbrandstufe 4 erreichen. Es gibt insgesamt fünf Stufen, die Brandgefahr ist also bereits dramatisch hoch. Aktuell sieht man in Frankreich, welche Ausmaße Waldbrände annehmen können. Wir hatten in den vergangenen Jahren zwar auch Waldbrände – vor allem das Feuer im Bereich der Waldkaserne dürfte vielen im Gedächtnis geblieben sein. Aber wir hatten auch immer Glück im Unglück: Zwar standen bei dem großen Brand etwa sechs Hektar in Flammen, allerdings nur am Boden. Die Bäume wurden größtenteils nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dieser Brand war für die sehr gut aufgestellte Feuerwehr daher noch beherrschbar. Wenn das Feuer auch in die Höhe geht, bräuchten wir Löschflugzeuge oder Löschhubschrauber. Die Brandbekämpfung wird dadurch schwieriger.

Worum bitten Sie die Stadtwald-Nutzer?

Anders: Bitte rauchen Sie nicht im Wald. Und machen Sie auf keinen Fall Feuer. Werfen Sie auch keinen Müll unachtsam auf den Boden. Der kann unter Umständen wie eine Lupe wirken und trockene Pflanzen in Brand setzen.