Stadtranderholung: Spaß braucht Zahlengespür
Insgesamt nehmen rund 200 Kinder an der Stadtranderholung teil. Das bedeutet viel Organisation, aber auch Rechenkünste.
Haan. Justin arbeitet den Spieleparcours ab. Beim „Heißen Draht“ versucht er, eine Schlinge ohne Berührungen über die geschwungenen Drähte zu führen. Auch nach drei Versuchen hat es nicht geklappt. Traurig stimmt es Justin aber nicht.
Am Mittwoch war sozusagen Halbzeit-Fest bei der Haaner Stadtranderholung. Rund 105 Kinder werden dort in den Ferien gleichzeitig betreut. Der elfjährige Justin ist darin schon ein Routinier. „Seit drei Jahren bin ich hier“, sagt er. Aber nicht, weil seine Eltern die ganzen Ferien über arbeiten müssten und ein Betreuungsproblem hätten. „Das ist doch sonst total langweilig die ganze Zeit zu Hause“, sagt Justin.
„Die Motivation der Kinder, die mitmachen, ist unterschiedlich“, beobachtet Jugendreferent Peter Burek. Häufig seien jedoch fehlende Urlaubstage der Eltern die Triebfeder für die Anmeldung. „Das kommt den Eltern schon sehr entgegen. Sechs Wochen Urlaub zu nehmen, ist ja kaum möglich. Und dann gibt es ja noch die ganzen anderen Ferien“, sagt Burek. Monate im Voraus beginnen nicht nur die Planungen — schließlich wollen die Kinder jeden Tag beschäftigt werden. Justin beispielsweise freut sich immer auf den Freitag. Dann stehen besonders tolle Ausflüge an, zum Beispiel in Freizeitparks.
Schon ein halbes Jahr vor Ferienbeginn sind selbst die Wartelisten voll. „Das geht immer ganz schnell“, sagt Burek, der die ses Jahr erstmals die komplette Leitung übernommen hat. Und das bedeutet nicht nur jede Menge Verantwortung, so manch schlaflose Nacht und die Sorge, dass mal etwas passieren könnte, sondern auch ein sensibles Gespür für Zahlen.
„Der Aufwand ist wirklich hoch. Zum Beispiel, wenn man ein Busunternehmen buchen will. Welches ist am günstigsten und dazu noch kinderfreundlich?“, sagt der Jugendreferent, der inzwischen Profi im Preisvergleichen ist.
Finanziert wird das Projekt mit städtischen Mitteln: 55 000 Euro für sechs Wochen Spaß. Abhängig vom Einkommen steuern die Eltern ihren Beitrag bei. Das können mal 300, mal auch nur 50 Euro sein. „Es ist ja kein Geheimnis, dass es in Haan große Unterschiede beim Einkommen gibt“, sagt Burek. Unter den Kindern selbst führe das zu keinen Konflikten. Da gebe es eher banale kleine Streitereien, die hin und wieder auftauchen. Und das hilft den Kindern: „Hier wird ganz unbewusst ihre Sozialkompetenz geschult und sie werden auch selbstständiger, etwa wenn sie — wie bei der Strandparty vorige Woche — kleine Aufgaben übernehmen“, sagt Burek: „Hier können sie sich ausprobieren und Fehler machen, ohne dass es groß auffällt.“