Stadtstreicher Waldemar Schnellenpfeil: Sein Zeichen war ein Nashorn
Die Erinnerung an den Stadtstreicher Waldemar Schnellenpfeil geht mit seinem Grab nicht unter. Das wird bald eingeebnet.
Hilden. Die meisten Hildener kannten ihn nur mit dem Vornamen: Waldemar — Maler, Lebenskünstler, Stadtstreicher, Hildens letztes Original. Am Montag vor 20 Jahren ist er gestorben, im März dieses Jahres hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Kaum ein Hildener kannte den gebürtigen Berliner nicht, der an zwei Krücken durch die Stadt schlurfte und in Gaststätten stets ein Glas Altbier mit „Vorleger“ trank. Oftmals waren die Getränke spendiert, vielfach bezahlte er sie mit selbstgemalten Bildern. Auf denen war meist ein Nashorn zu finden, oder ein Pferd — häufig mit Bezug zur Stadt Hilden.
Viele Hildener wussten eine Anekdote über Waldemar Schnellenpfeil zu erzählen. Berühmt ist vor allem die Geschichte, als Waldemar beim 60. Geburtstag von Hildens ehemaliger Bürgermeisterin Ellen Wiederhold an allen offiziellen Gästen vorbeimarschierte, um seiner Bürgermeisterin einen Strauß selbst gepflückter Tulpen in die Hand zu drücken.
Waldemar wurde am 27. Oktober 1993 auf dem Hauptfriedhof an der Kirchhofstraße beigesetzt — in einem Reihengrab. Da die gesetzliche Totenruhe nach 20 Jahren endet, wird seine letzte Ruhestätte in Kürze eingeebnet. „Die Frist läuft automatisch ab“, sagt Friedhofsleiterin Bettina Rech. Außerdem ist sie — im Gegensatz zu Wahlgräbern — nicht verlängerbar.
Um seine letzte Ruhestätte hat es vor zehn Jahren einigen Ärger gegeben. Friedhofsbesucher beklagten dessen verwilderten Zustand. Die Wellen schlugen seinerzeit so hoch, dass sich selbst der damalige Bürgermeister Günter Scheib in die Diskussion einmischte. Das Ende vom Lied war, dass sich ein Bestattungsunternehmen dazu bereiterklärte, ein Holzkreuz für Waldemars Grab zu spenden — und der Besitzer des Blumenpavillions am Hauptfriedhof, Wulf Merkenbach, übernahm die Pflege des „Sozialgrabes“.
Auf den Zustand des Grabes aufmerksam geworden sind die Friedhofsbesucher, nachdem in der Gaststätte „Im Stübchen“ am Erikaweg eine Ausstellung mit den Bildern des Hildener Originals eröffnet worden war. Die Schirmherrschaft hatte Norbert Schreier übernommen, stellvertretender Bürgermeister, damals wie heute.
Auf die Bilder konnte während der einmonatigen Ausstellungsdauer schriftlich geboten werden. Nach Ausstellungsende konnten die Bilder von ihren neuen Besitzern abgeholt werden. Der Reinerlös kam dem gemeinnützigen Verein Donum Vitae zugute.