Tänzer machen Schule zur Party

Rund 200 Haaner Jungen und Mädchen erarbeiten mit den „Young Americans“ eine rasante Bühnenshow.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. „Oh mein Gott“, kreischt ein junges Mädchen, klammert sich euphorisch an ihre Freundin und zeigt mit dem Finger auf einen jungen amerikanischen Tänzer, „der ist ja voll süß!!!!“ Die „Young Americans“, eine Gruppe junger Studenten verschiedener Nationalitäten, repräsentiert „the young and cool way of life“— ähnlich wie man es aus einer Highschoolserie im Privatfernsehen kennt: Sie tanzen, rappen, grooven, dancen, springen durch die Turnhalle.

Technobeats und angesagte Popsongs schmettern aus den Boxentürmen. Dreißig junge, gut aussehende, sportliche Studenten bringen Party in den tristen Schulalltag, sie sind absolute Profis ihres Faches: Seit April touren sie durch Europa, fast jedes Wochenende verbringen sie an einer anderen Schule, um den jungen Menschen vor Ort ein wenig von ihrem coolen Style und den besten Moves beizubringen: Gerade waren sie in Polen, bald in Holland.

Die insgesamt rund 200 Schüler aller vier weiterführenden Schulen Haans staunen und schwärmen, in ihren Gesichtern ist deutlich zu lesen: So möchte ich auch sein, einmal so cool, so heiß, so erfolgreich. Melin und Aurora drehen fast durch, plötzlich kommt ein smarter Typ der Truppe und tanzt sie an, die Young Americans überlassen nichts dem Zufall, sie machen high five mit dem ein oder anderen, die hübschen Mädels schenken den Jungs in den ersten Zuschauerreihen einen kurzen Augenaufschlag. Ein „Justin Bieber“-Typ in schwarzglänzender Blousonjacke, gekrempelter Jeans und derben Boots krallt sich das Mikro, singt im „Justin Timberlake“-Style und treibt manch 15-Jähriger mit seiner Performance den Blutdruck in die Höhe. Die elfjährige Melin jedenfalls ist nach der aufregenden Show nahezu sprachlos. „Das ist, also die sind, es war wunderbar“, stammelt die Schülerin, ihre Freundin Aurora hat ganz rote Wangen. „Der eine Typ der hat ja so blaue Augen, ich werd verrückt.“ Dann kreischen sie sich gegenseitig aufgeregt an und entdecken den Traumtypen tatsächlich in der Menge.

„What is your name?“, fragt Melin ganz keck, „I am George“, antwortet der Blauäugige und schenkt ihnen sein schönstes Zahnweißlächeln. Auch die 17-jährigen Freundinnen Faten und Jasmina sind hellauf begeistert. „Wie irre ist das denn “, schwärmt Faten, „sowas üben wir zuhause auch immer zu You-Tube-Videos, aber das hier mal live zu sehen, das ist der Knaller.“ Die beiden stehen am Lehrerzimmer und gehören zu den Schülern, die jetzt noch schnell Anmeldebögen für die zwei kommenden Workshoptage ausfüllen wollen. „Das wird bestimmt richtig cool“, mutmaßt Jasmina, „wenn wir nur ein bisschen lernen, von dem, was die können, dann bin ich schon sehr glücklich.“

49 Euro kostet die Teilnahme, für viele Familien ist das finanziell nicht tragbar. „Wir haben jetzt Abschlussfest“, erzählt Faten, „das kostet viel und dann habe ich noch ein Kleid und Schuhe gekauft. Meine Eltern können den Workshop nicht bezahlen. Trotzdem gibt’s einen Weg: „Dank des Lions Clubs, der das Projekt zum vierten Mal nach Haan geholt hat, wird jedes Kind mit zehn Euro plus Verpflegung unterstützt. Wer nichts zahlen kann, für den springt der Förderverein ein“, erklärt Lehrer Tobias Ruhle, der die Organisation übernommen hat. „Es ist eine Veranstaltung für alle Kinder.“