Korrekte Zahlen „im Trend mit NRW“ Tausende Fälle im Kreis nicht erfasst

Kreis Mettmann · . (-dts) Nach den offiziellen Zahlen ist der Kreis Mettmann bundesweit derjenige mit der geringsten Corona-Inzidenz. Einen Wert von 300,4 meldet der Kreis am Donnerstag unter Verweis auf das Landeszentrum Gesundheit NRW.

Der Kreis Mettmann hinkt der Statistik hinterher.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Ein Nachsatz in der zugehörigen Pressemitteilung macht allerdings stutzig: „Aufgrund von Erfassungsrückständen liegt die tatsächliche Inzidenz deutlich höher.“ Auf Nachfrage der Redaktion räumt Pressesprecherin Katharina Krause ein, dass sich der Kreis Mettmann „im Trend mit dem Land Nordrhein-Westfalen“ bewege. Und da steht die Inzidenz am Donnerstag bei 1314,7!.

Das Robert-Koch-Institut führt für den Kreis Mettmann 1455 neue Infektionsfälle für die letzten 7 Tage auf. Daraus resultiert die Inzidenz von 300,4. Würde die Inzidenz im Kreis tatsächlich auf Landesniveau liegen, dann wäre sie knapp 4,4 Mal höher als derzeit offiziell angegeben. Dann hätte es in den letzten sieben Tagen rund 6400 neue Fälle gegeben und damit gäbe es im Kreisgesundheitsamt einen Erfassungsrückstand von rund 5000 Fällen.

Die Kreissprecherin lässt sich nicht auf Zahlenspiele ein und räumt nur den Erfassungsstau ein. Und sie bestätigt, dass nicht ans Landeszentrum Gesundheit NRW gemeldete Zahlen auch nicht in die dortigen Berechnungen einfließen könnten.

Die Frage, ob der Rückstand nicht bekannt war, beantwortet sie, dass natürlich Kenntnis über den Stau bestanden habe. Warum aber ein relativierender Hinweis bei den rekordverdächtigen Inzidenzangaben in den letzten Tagen unterblieben sei, beantwortete sie nicht.

Seit Beginn der Pandemie waren es die amtlichen Zahlen, die unser aller Leben beeinflusst haben, die über Schul- und Geschäftsschließungen entschieden haben, von denen es abhing, ob wir Familie, Freunde und Bekannte treffen durften. Die Redaktion hat sich entschieden, die Corona-Zahlen aus dem Kreis Mettmann erst dann wieder zu veröffentlichen, wenn sie wieder die Realität widerspiegeln – auch wenn dann immer noch Unschärfen sein dürften.