Techniker mit vielen Chancen

Die Auszubildenden bei Bohle haben eine Broschüre für künftige Azubis erstellt.

Haan. Der junge Mann aus dem Irak spricht noch nicht so richtig gut Deutsch. Aber er hat viel praktische Erfahrung. „Nach dem Unterricht in der Hauptschule in Solingen hat er nebenher regelmäßig in der Lehrwerkstatt gearbeitet“, sagt Andreas Leike, Fertigungsleiter bei der Bohle AG.

Sein Engagement und seine praktischen Fertigkeiten waren am Ende ausschlaggebend für die Entscheidung des Unternehmens, den jungen Mann zum Zerspanungstechniker auszubilden. „Wir bilden auch einen Realschüler zum Zerspanungstechniker aus. Die beiden ergänzen sich“, sagt Leike.

Auf gute, qualifizierte Mitarbeiter, deren Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, legt die weltweit tätige Firma großen Wert. Deshalb übernimmt Bohle auch in der Regel seine Auszubildenden. „Aber die Jugendlichen haben oft ein falsches Bild davon, wie ein Unternehmen funktioniert“, sagt Heinrich Ostendorf, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.

Deshalb haben die Azubis eine Broschüre verfasst, in der sie anhand eines Produkts, das durch alle Abteilungen läuft, alle Lehrberufe und die Firma selbst vorstellen.

Bei Bohle werden Industriekaufleute, Industriemechaniker, Mechatroniker, Mediengestalter und Zerspanungstechniker ausgebildet. Oder aber — wie Jörn Rosendahl — in einem dualen Studium zum Mechatroniker und Maschinenbauer.

Der 20-Jährige hat vor zwei Jahren sein Abitur am Haaner Gymnasium gemacht. Bei 15 Unternehmen in der Region hat er sich beworben. „Bei Bohle hatte ich mein erstes Gespräch“, sagt er. Eigentlich wollte er dort nur eine Ausbildung als Grundlage für sein später geplantes Studium absolvieren.

Aber als Leike die Noten auf dem Abiturzeugnis von Jörn Rosendahl (Durchschnitt 1,6) sah, bot er ihm die Möglichkeit des dualen Studiums an: An drei Tagen in der Woche wird der 20-Jährige bei Bohle ausgebildet, an den restlichen zwei Tagen studiert er an der Fachhochschule in Krefeld.

Stolz ist Leike auch auf Toni Ringleb. Der heutige Feinmechanikermeister hat seine Ausbildung bei Bohle gemacht. „Als damals bester Auszubildender im Land hat er ein Stipendium bekommen“, sagt Leike. Und mit 20 Jahren hat dann seinen Meister gemacht — wieder mit Auszeichnung.

Über die Ausbildungsmöglichkeiten bei Bohle informierten sich gestern Vertreter aller weiterführenden Schulen in Haan, die mit dem Thema Berufswahl beauftragt sind, der Wirtschaftsförderung und der Praktikums- und Lernpartnebörse (P-u-L).

„Diese Begehung ist ein weiteres kleines Puzzlestück auf dem Weg, den Fachkräftemangel in Haan anzugehen, jungen Menschen Entscheidungshilfen in der wichtigen Phase der Berufsorientierung zu geben und ihren Beratern mehr Einblick in die Wirtschaft zu ermöglichen“, sagt Barbara Wachsmann, Vorsitzende von P-u-L. Sie hatte die Betriebsführung bei Bohle organisiert.

„Auf dem NRW-Jahreskongress von Partner für Schule NRW, auf dem das Haaner Ausbildungsmodell vergangenen Samstag vorgestellt werden konnte, wurde von vielen Teilnehmern der Mangel an Gelegenheiten zu Betriebsbesichtigungen und das Kennenlernen von Berufsbildern moniert“, sagt Wachsmann. Vielerorts klappe der Austausch mit der lokalen Wirtschaft noch nicht so gut wie in Haan.