Testkäufe: Bußgeld in 14 Fällen
Das Ordnungsamt schickte in diesem Jahr 33 Mal Jugendliche mit Alkohol zur Kasse. Weitere Aktionen sind geplant.
Hilden. Ein Bier nur an Leute im richtigen Alter zu verkaufen, kann sehr schwer sein. „Es gibt Verkäufer, die wollen alles richtig machen und dann klappt es doch nicht“, sagt Michael Siebert, Leiter des Ordnungsamts. Als ein Jugendlicher nach Alkoholischem verlangt habe, hätte sich ein Hildener Verkäufer korrekterweise den Ausweis zeigen lassen. Und dann habe er gerechnet. Und gerechnet. Und sich schließlich verrechnet.
Dabei ist die Mathematik einfach: Wer unter 16 Jahre alt ist, darf Bier und Wein nicht kaufen. 33 Mal schickte das Ordnungsamt in diesem Jahr Testkäufer in Büdchen, Lebensmittelgeschäfte und Tankstellen. In der Hälfte der Fälle bekamen die Freiwilligen, was ihnen hätte verweigert werden müssen: Sekt, Schnaps und Zigaretten.
Gleich nach dem Kauf stand dann das Ordnungsamt an der Theke. Die Läden brauchten bei leichten Verstößen meist nur ein Verwarngeld zahlen, in 14 Fällen wurde es teurer: „Wir verhängen Bußgelder ab 200 Euro“, sagt Siebert.
Pech für die Kassierer: „Wir ermitteln nicht gegen Unternehmen.“ Die Märkte könnten nachweisen, dass sie ihre Mitarbeiter geschult hätten und dass Info-Material ausliegt.
Die Testkäufer sind freiwillig dabei — und werden ausführlich betreut: „Es ist nicht einfach, zu sagen: ‘Ich verlange etwas und der andere hat mit negativen Folgen zu rechnen’“, sagt Kerstin Holzapfel von der Jugendförderung. Lügen dürfen die Jugendlichen im offiziellen Einsatz nicht: „Wir versuchen nicht, jemanden in die Pfanne zu hauen“, sagt Klaus Fitzner von der Kriminalprävention der Kreispolizei.
Die Aktion von Ordnungs- und Jugendamt mit der Polizei und der Suchtberatung der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle begann im Mai 2010. „Es liegt bei vielen Händlern immer noch keine Einsicht vor“, sagt Siebert. Manche würden sogar aggressiv gegenüber den Jugendlichen, wenn sie erwischt werden. „Wir werden weiter machen müssen“, sagt Siebert. Neue Kontrollen sind angekündigt.
Jugendamt und Suchthilfe der Sozialpädagogischen Einrichtung Mühle wollen parallel Präventionsmaßnahmen verstärken: „Wir wollen Sportvereine und Jugendleiter einbinden“, sagt Hans-Jörg Becker von der Mühle. Bisher seien Jugendliche ab Klasse sieben in Sachen Alkohol aufgeklärt, künftig soll das ein Jahr früher geschehen.
„Wenn Kinder klare Regeln im Umgang mit Alkohol bekommen, tut ihnen das gut“, sagt Becker. Ein völliges Alkoholverbot sei nicht hilfreich: „Das sind die Kinder, die sich auf Klassenfahrt am exzessivsten betrinken.“
Was die Kontrollaktion kostet, kann Siebert nicht sagen: „Es arbeiten verschiedene Bereiche zusammen. Es hat sicher mehr gekostet, als wir Bußgelder eingenommen haben, aber das ist mir egal.“ Der Jugendschutz sei ein gesetzlicher Auftrag.