Tiefgarage mit Bunkerqualitäten
Wir durften einen Blick hinter die verschlossenen Türen des bunkerartigen Parkhauses Dieker Straße werfen.
Haan. Es riecht nach feuchtem Beton. Nach Staub. Nach Schimmel. Kein Wunder. Die Türen, hinter denen diese fremde Welt eingeschlossen ist, sind so dick wie Unterarm und Hand eines Erwachsenen lang sind. „Das sind Stahltüren, ausgefüllt mit Beton“, sagt Rainer Skroblies und zieht und drückt. Es dauert einige Sekunden, bis sich der Koloss endlich in Bewegung setzt. Die Stadt Haan will ihre Zivilschutzräume in der Tiefgarage Dieker Straße aufgeben.
Am 19. Januar wird darüber der Haupt- und Finanzausschuss entscheiden. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art in Haan. Von einer Gefahrenlage, die sie notwendig macht, gehen die Behörden nicht mehr aus. Daher wollen die Stadtwerke als Eigentümer die Räume anderweitig nutzen, sagt Stadtwerke-Chef Stefan Chemelli. „1987“ ist auf einem Metallfass zu lesen. Das Parkhaus an der Dieker Straße wurde mit Geld vom Bund als Zivilschutzraum gebaut. Die Betondecken sind besonders stark. „Hier kann auch eine dicke Bombe drauffallen“, sagt Skroblies.
Wer aufmerksam durch das Parkhaus geht, wird die armdicken Tore bemerken. Schließen sie sich, dann ist es hermetisch gegen die Außenwelt abgeriegelt. Bis zu 3000 Schutzsuchende könnten dort dann auf Feldbetten schlafen — 1000 auf jedem Parkdeck. Die gesamte Steuerung der Schutzräume liegt hinter unscheinbaren, grauen Türen. Skroblies öffnet sie. In einem der Räume befindet sich eine Anlage mit Filtern für die Frischluftzufuhr. So wären die Menschen im Parkhaus nicht nur vor Bombeneinschlag, sondern auch vor Gasangriffen geschützt. Voraussetzung: Im gesamten Gebäude muss nach Schließen der Tore ein Überdruck herrschen, um zu verhindern, dass schädliche Luft in die Schutzräume eindringt.
„Alle Schutzraumtore, Gas-türen und Gasklappen schließen“, steht auf einer „Bedienungsanleitung für das Wico-Schutzlüftungsgerät“. Die Anlagen funktionieren: „Wir haben zusammen mal mit der Feuerwehr eine Überdruckprüfung durchgeführt“, erinnert sich Skroblies und grinst. „Damals hat’s geklappt.“ In die Wände neben den Zugangstüren sind Gucklöcher eingelassen. So hätten die Menschen im Parkhaus leicht erkennen können, ob Freund oder Feind durchs Treppenhaus gekommen ist.
Weiter geht’s ins Tiefgeschoss. Auf einer weiß gestrichenen Wand verlaufen weiß lackierte Leitungen. Darunter graue Rohre. Hier wären im Notfall die Sanitäranlagen angebracht worden. Waschbecken aus Plastik liegen dafür in einem Lagerraum bereit. Dazu Duschvorhänge, Alugestänge für Sanitärkabinen, Plastikbehälter für Trinkwasser und Chemietoiletten, in Kartons verpackt. Von Staub überzogen auch die explosionsgeschützten Lampen. „Die sind ganz schön teuer. Ein Ding kostet mehrere hundert Euro“, berichtet Skroblies. „Aber die funktionieren schon lange nicht mehr.“ Überall an den Wänden weitere Relikte. Eine Telefonanlage. Eine Anschlussbuchse fürs Antennenfernsehen. Eine Werkbank. Alles schon reichlich alt, teilweise verrostet. Feldbetten und Vorräte hätten noch organisiert werden müssen. Pro Parkdeck hätte den Schutzsuchenden jeweils eine Elektro-Doppelfeldkochplatte zur Verfügung gestanden. Skroblies deutet auf die Beutel für die Fäkalentsorgung und wirkt nachdenklich. „Die Zustände wären nicht besonders schön gewesen.“