Traditionslokal „Haus Tillmann“ steht vor Zwangsversteigerung
Mindestgebot liegt bei 440 000 Euro. Gutachten stellt „umfangreiche Schäden und Mängel“ fest.
Hilden. Altweiber und nach dem Rosenmontagszug wurde in Haus Tillmann noch kräftig gefeiert. Seit etwa sechs Monaten ist das traditionsreiche Lokal an der Richrather Straße 156, früher Treffpunkt für viele Vereine und Einwohner aus dem Hildener Süden, geschlossen. Es gebe einen neuen Pächter, es werde saniert, hatte Miteigentümer Dominko Beslic Mitte Januar gesagt. Jetzt kommt Haus Tillmann jedoch unter den Hammer.
Das Amtsgericht Langenfeld hat auf Antrag von Gläubigern für Dienstag, 28. Oktober, 9 Uhr in Saal 63 die Zwangsversteigerung angesetzt. Das Mindestgebot für das Grundstück mit Gaststätte (190 Plätze), Biergarten (160 Plätze), Saal (200 Sitzplätze) und Inventar liegt bei 440 000 Euro.
Ein Gutachten stellt „umfangreiche Schäden und Mängel“ am Gebäude sowie einen „deutlichen Sanierungsstau“ fest und schätzt die Sanierungskosten auf mindestens 118 000 Euro. Werden am 28. Oktober (1. Termin) nicht 70 Prozent des Verkehrswertes erzielt, können die Gläubiger einen neuen Versteigerungstermin beantragen. Bei einem Wiederholungstermin kann die Immobilie unter 50 Prozent des Verkehrswertes versteigert werden. Darauf spekuliert offenbar Ivan Beslic. Er sei nicht zahlungsunfähig, will Haus Tillmann ersteigern und mit einem Pächter weiterführen, sagte er.
Auch andere Traditionslokale in Hilden haben offenbar Probleme. Der Lindenhof (Düsseldorfer Straße 93-95) ist seit September 2013 geschlossen. Das „Klopotowski“ an der Elberfelder Straße 106 steht zum Verkauf. Eigentümer Heinz Amen sucht für „Haus Witt“ an der Gerresheimer Straße 214 seit fast einem Jahr nach einem neuen Pächter: „Wir haben alles von vorne bis hinten durchrenoviert.“ Den großen Saal der Traditionsgaststätte mit 120 Plätzen, in der unter anderem die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß und der Bürgerverein Meide gegründet wurden, vermietet Amen jetzt separat für Hochzeiten und Feiern.
Die Kniebachschiffer halten Haus Tillmann bereits seit fast 60 Jahren die Treue. Sie würden ihren „Seeräuberball“ im Februar 2015 — so wie in den vergangenen 15 Jahren auch — wieder gern in Haus Tillmann feiern. „Solange das nicht sicher ist, schauen wir uns nach möglichen Alternativen um“, sagt Präsident Michael Deprez: „Wir sind auch fündig geworden.“
Als Verein aus dem Hildener Süden würden die Kniebachschiffer dort auch gerne feiern. „Wenn wir in den Hildener Norden gehen, kommen die Süder nicht zu uns“, habe die Erfahrung gezeigt. Der Saal von „Haus Witt“ sei eher das „Revier“ von Rot-Weiß Hilden und für die Kniebachschiffer „ein bisschen zu klein“, meint Deprez: „Für den Seeräuberball verkaufen wir bis zu 400 Karten.“
Die Musketiere und der Bürgerverein Ost nutzten auch in der Halle der St.-Sebastianer-Schützen an der Oststraße. Die sei für die Kniebachschiffer jedoch zu klein.