Verein erwägt rechtliche Schritte
Die geplante Erweiterung von Lidl in Unterhaan bedroht den Einzelhandel in der Innenstadt. „Wir für Haan“ wehrt sich.
Haan. Das nächste Treffen am Donnerstag, 9. Juni, ist für den Verein „Wir für Haan“ von besonderer Bedeutung. Denn als wichtigste Punkte stehen die Erweiterung des Lidl-Marktes an der Düsseldorfer Straße sowie der geplante Fahrradschutzstreifen an der Bahnhofstraße auf der Tagesordnung. Vor allem die Erweiterung der Verkaufsfläche an der Düsseldorfer Straße macht den Haanern große Sorgen: „Die Anteilnahme ist sehr, sehr hoch. Es gehört für mich mittlerweile zum täglichen Brot, darauf angesprochen zu werden“, berichtet Dirk Flügel, Vorsitzender von „Wir für Haan“.
Dirk Flügel, Vorsitzender von „Wir für Haan“
Der Discounter Lidl will an der Düsseldorfer Straße seine Verkaufsfläche erweitern. Geplant ist, sie in einem neu zu errichtenden Gebäude auf 1480 Quadratmeter auszudehnen. Das alte Supermarkt-Gebäude mit etwa 800 Quadratmeter Verkaufsfläche soll aber nicht abgerissen, sondern ebenfalls für Einzelhandel genutzt werden. So zum Beispiel durch eine Metzgerei, eine Bäckerei, ein Blumengeschäft, eine Apotheke oder einen Kleidermarkt.
Der Stadtentwicklungsausschuss genehmigte Mitte März diese Pläne gegen die Stimmen von GAL und WLH. Von der Politik sehen sich Flügel und seine Berufskollegen denn auch weitestgehend im Stich gelassen: „Es geschieht immer wieder, dass für Handel und Gastronomie ungute Entscheidungen getroffen werden, eben auch mangels Opposition“, sagt Flügel. Lediglich WLH und zuletzt die SPD hätten Gespräche mit den Einzelhändlern geführt. „Was uns in sehr drastischer Weise zeigt, wie man seitens eines Großteils des Rates mit dem Handel in der Innenstadt und seinen Sorgen umgeht: Ignoranz“, so Flügel.
Beim nächsten Treffen von „Wir für Haan“ soll sich daher der Widerstand konkret formieren — „und ich könnte mir auch vorstellen, dass wir gemeinsam rechtliche Schritte gehen“, so Flügel. Denn die politischen Beschlüsse verstoßen seiner Ansicht nach gegen das bestehende Einzelhandelskonzept. „Wenn man dem glauben mag, hat der Handel in der Innenstadt angeblich Priorität eins.“ Erst an dritter Stelle stehe der Erhalt des Einzelhandels an der Düsseldorfer Straße — nicht aber dessen Erweiterung. Daher fordert Flügel die Politiker dazu auf, sich auf die Stärkung des Innenstadt-Handels zu besinnen.
Denn er muss mit ungünstigen Bedingungen zurecht kommen: „Erfahrungsgemäß besteht das Sortiment von Discountern bis zu 20 Prozent aus Non-Food.“ Am neuen Lidl-Standort sind das 300 Quadratmeter für Waren vom Kinder-T-Shirt bis zum Strandspielzeug. „Diese Flächen hätten wir gerne auch in der Innenstadt.“ Dort verfügen die Geschäfte in der Regel über 70 bis 80 Quadratmeter.
„Da kann nur spezialisierter Einzelhandel rein. Selbst Bekleidungsgeschäfte tun sich da schwer.“ In einem Brief an alle Fraktionen hat Dirk Flügel jetzt noch einmal seine Bedenken formuliert — und der Vorsitzende endet „in der Hoffnung, dass Sie Ihre Beschlüsse noch einmal überdenken.“
Für das Treffen am morgigen Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr, im „Diner“, Kaiserstraße 5, hofft er darüber hinaus auf rege Teilnahme. „Wir sind zwar 60 Mitglieder, aber davon sind nur 20 aus dem Handel. Das wissen auch Verwaltung und Rat, dass wir leider keine so starke Vereinigung sind, wie wir sein sollten.“