Wenn andere feiern, schiebt Hauptbrandmeister Jörn Gödde Wache
Der Hauptbrandmeister und vier Kollegen haben heute Dienst und stehen auf der Feuerwehrwache für Notfälle bereit.
Haan. Eigentlich würde Hauptbrandmeister Jörn Gödde heute den Heiligabend mit seiner Familie in Beckum feiern. Weil er aber bei der Feuerwehr in Haan arbeitet, und dort auf Feiertage und Familienfeste keine Rücksicht genommen werden kann, muss der 41-Jährige heute um 8 Uhr seinen Dienst in der Wache an der Nordstraße aufnehmen.
„Die Dienstpläne werden ja früh erstellt, und wer an Heiligabend nicht arbeiten will, findet jemanden, der seinen Dienst mit ihm tauscht“, sagt Gödde. Er will arbeiten. „Es ist nicht schlimm. Für einen Soldaten in Afghanistan ist es bestimmt schwerer, diesen Abend nicht zu Hause verbringen zu können“, sagt er.
Also ist Gödde heute um 5 Uhr aufgestanden, hat sich um 5.30 Uhr ins Auto gesetzt und ist die 107 Kilometer von Beckum nach Haan gefahren, um dort 24 Stunden für den Fall der Fälle in Bereitschaft zu sein. Mit fünf Einsatzkräften ist die Wache heute besetzt. Zum Frühstück werden sein Chef Carsten Schlipköter und Bürgermeister Knut vom Bovert erwartet. Abends wollen die Männer kochen.
„Wir schaffen uns eine familiäre Atmosphäre“, sagt Gödde. Das funktioniere aber nur so gut, weil sich die Kollegen der Wachabteilung 2, die er leitet, schon so lange kennen. Was gekocht wird, weiß Gödde noch nicht. „Wir planen immer relativ kurzfristig“, sagt er. Nicht alle von ihnen könnten kochen, aber einige wirklich hervorragend. „Einigen liegt die gut-bürgerliche Küche, anderen die mediterrane, und dann gibt es noch die experimentellen Köche“, sagt Gödde und lacht. „Aber die kochen meistens nur für sich.“
Der erste Berufswunsch des Hauptbrandmeisters war Soldat. „Aber die Männer des Rettungsdienstes, die meine Großmutter öfters versorgen mussten, haben mich derart fasziniert, dass ich umgeschwenkt bin“, erinnert er sich. Statt zum Bund zu gehen, hat er sich zum Zivildienst gemeldet. „Aber nur, weil ich den damals im Rettungsdienst absolvieren konnte“, räumt er ein.
Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker überlegte er, wie er Rettungsdienst und technisches Wissen verbinden könnte. Gödde landete für zehn Jahre bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt, studierte nebenher Wirtschaftsingenieur und kam schließlich nach Haan. Kurzfristig hat er dort auch gewohnt, dann zog es ihn wieder in seine Heimat Beckum.
An traumatische Einsätze, auch an Weihnachten, kann er sich nicht erinnern. „Aber skurrile Szenen erlebt man immer wieder“, sagt er. „Wenn man zum Beispiel einen Menschen zwischen Tannenbaum und Geschenken reanimieren muss, ist das ein skurriles Bild.“