Wie Frontsoldaten den 1. Weltkrieg sehen
DasFabry-Museum zeigt bis zum 29. März eine Ausstellung des LWL-Medienzentrums für Westfalen.
Das schwarz-weiße Foto zeigt einen gefallenen Soldaten. Er liegt auf einem Feld, bekleidet, mit nackten Füßen, das Gesicht skelettiert. Vor ihm hockt ein Mann in Uniform. Er schaut direkt in die Kamera, der Gesichtsausdruck nichtssagend, teilnahmeslos, leer.
Ein Foto, dass dem Betrachter nicht nur die grausame Realität des Krieges vors Auge führt, sondern ihn mit einbindet in das Handlungsgeschehen. Möglich wird dies durch ein besonderes Aufnahmeverfahren von Fotos (stereoskopisch), welches bei Ansicht durch eine 3D-Brille dazu führt, dass die Bilder an Räumlichkeit gewinnen. „Dieser Effekt bringt uns die Wirklichkeit ein Stück näher, wir werden sozusagen integrativer Bestandteil. Wir werden zu Komplizen“, erklärt Kurartor Dr. Volker Jakob.
2012 waren dem wissenschaftlichen Referenten des LWL Medienzentrums die beiden privaten Fotosammlungen zur Verfügung gestellt worden, aufgenommen von den beiden Kriegssoldaten Karl Bußhoff und Otto Mötje. Aus den vielen Bildern wählte Jakob vierzig für die Ausstellung aus, einen Querschnitt aus den gesamten vier Jahren 1914-1918. „Die zu Beginn aufgenommenen Bildern vermitteln Spaß und Übermut, zeigen lachende Soldaten, der Krieg scheint weit weg. Nur wenige Exponate weiter sieht man, was Kanonen und andere Waffen anrichten. Ruinen, ausradierte Dörfer, zerstörte, christliche Kirchen, Tod. Das Lächeln aus den Gesichtern ist verschwunden,“ fasst Jakob zusammen.
Die zur Ausstellungseröffnung gekommenen Gäste stehen mit 3D-Brillen vor den Fotografien, treten nahe ans Bild, dann wieder ein Stück zurück. Der räumliche Effekt scheint beeindruckend. „Ich habe das Gefühl, die Kanone kommt aus dem Bild heraus“, sagt eine Besucherin. Eine ältere Frau steht lange Zeit vor einem Bild mit Gefangenen. „Ich habe selbst noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Ich war zwar Kind, aber diese Bilder scheinen in mir Erinnerungen wach zu rütteln, die ich bis jetzt verdrängt habe.“