Wirtschaftsförderung: Hilfe für Firmen durch Tutoren
Tutoren bieten ihre Hilfen an, um in Unternehmen die Nachfolgefrage zu regeln.
Hilden. Wer ein Unternehmen übernehmen möchte, soll in Hilden künftig persönliche Hilfe bekommen — und die Wirtschaftsförderung will sie vermitteln. „Es geht darum, an entscheidenden Punkten zu motivieren“, sagt Rolf Krebs, Geschäftsführer von „Hilden Komponenten“, einer von drei ehrenamtlichen Tutoren, die ab sofort in Hilden im Einsatz sind.
„Üblicherweise hat man Berater“, sagt Peter Heinze, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Die Tutoren aber seien neutral, hätten im Gegensatz zu Steuerberatern oder Rechtsanwälten kein Interesse, einen Vertrag abzuschließen.
Dass ihre Arbeit gefragt sein wird, zeigt die Zahl von rund 300 Hildener Unternehmen, die in den nächsten Jahren ihre Nachfolge regeln müssen — „davon sind viele Arbeitsplätze abhängig“, sagt Heinze.
„Es gibt Leitfäden von der Industrie- und Handelskammer — aber was soll man damit? Und die Marketingfirmen sind alle Mist“, sagt Krebs. Der 59-Jährige übernahm 2006 den Hildener Standort der früheren „Denison Hydraulics“. Vorher hatte er als Manager für das Unternehmen gearbeitet.
Sein Ziel: die 25 Arbeitsplätze zu erhalten. „Im Maschinenbau zählen vor allem Qualität und Liefertreue“, sagt Krebs. Sein Ziel sei es, in den nächsten Jahren weitere Abnehmer zu finden, um unabhängiger von seinem Hauptkunden zu werden.
Auch die Wirtschaft ist einem ständigen Wandel unterzogen. „Unternehmen sind nicht für die Ewigkeit, wie man das früher dachte“, sagt Heinze. Auch Familienunternehmen würden mittlerweile immer öfter von Außenstehenden übernommen.
Tutor Thomas Troullidis war in einem Stahlkonzern tätig, als er „BSS Röhren“ kennenlernte. Der Manager übernahm 2009 das Unternehmen — und musste anschließend gleich die Wirtschaftskrise bewältigen: „60 Prozent Minus im Absatz. Ich habe mich gefragt: Was hast Du da nur getan?’“
Er fürchtete, in kürzester Zeit ohne Arbeit und Geld dazustehen — seine Befürchtungen bewahrheiteten sich zu seinem Glück nicht. Demut und Respekt für die im Unternehmen präsente Leistung von Jahrzehnten habe er in dieser Zeit gelernt.
Eine Nachfolge innerhalb der Familie hat Tutor Jan Gessert angetreten — aber ohne Zwang: „Meine Eltern haben zu mir gesagt, ich könnte auch Pfarrer werden“, sagt der 36-Jährige. Seine Großmutter habe Schmieröl für Nähmaschinen in der Küche raffiniert. Inzwischen werden unter der Marke „Hanseline“ Fahrradöle vertrieben. Zusätzlich füllt die Firma für andere Hersteller ab.
Neu dazugekommen sei die Dienstleistung für Farbhersteller. „Mein Vater hat sich immer gesträubt, wir könnten doch keine Farben abfüllen. Aber den Maschinen ist das egal“, sagt Gessert. Das neue Geschäft mache inzwischen ein Viertel des Umsatzes aus, sagt er.
„Nachfolge ist eines der Dauerthemen in der Wirtschaftsförderung“, sagt Heinze. Die Tutoren sollen die psychologische Situation der Gründer kennen. Das sei unabhängig von der Branche. Ratsuchende aus Handwerk und Dienstleistungsbetrieben wolle er ebenso an Troullidis, Gessert und Krebs vermitteln wie Interessenten aus der Industrie.