Hilden Zwei Hildener Vorleser erhalten Auszeichnung
Hilden. · Ingrid Tödtmann und Faraj Younan bekamen den deutschen Lesepreis.
Der eitle Land-Hahn ist neu in der Stadt und grüßt mit einem zeitlich sehr frühen und stimmlich kräftigem „Kikeriki“! Für Esel, Maus und Hund klingt das fremd, wo sie sich doch lieber in „Ia“, „Piep“ und „Wau“ verständigen. Wie dieses Sprach-Dilemma im Bilderbuch von Lena Hesse ausgeht, kann man nachblättern. Noch schöner aber ist: Zuhören! Besonders wenn zwei so tolle Vorleser, Ingrid Tödtmann und Faraj Younan, ein Buch vorstellen. Die eine in deutscher Sprache, der andere auf Arabisch. Übersetzt heißt Kikeriki übrigens Kukukuk. Diesen zwei engagierten Menschen in der Stadtbücherei zu lauschen, macht klar, warum sie gerade den dritten Preis für „Herausragendes individuelles Engagement“ von der PwC-Stiftung Jugend-Bildung-Kultur im Rahmen des Deutschen Lesepreises 2019 erhielten.
Lese-Dame first: Ingrid Tödtmann ist in der hiesigen mehrfach ausgezeichneten und sprichwörtlichen „Bilderbuch“ – Bücherei schon seit zehn Jahren aktiv: „Ich habe schon früher meinem jüngeren Bruder, später meinen Kindern und Enkelkindern vorgelesen.“ Seit 2009 ist sie ehrenamtliche Textinterpretin. „Kinder halten mich jung.“ Das kann man sehen. Und natürlich ist die 77-Jährige auch stolz auf die Auszeichnung. Dazu gehört jetzt auch „Leseabenteuer mit Faraj und Ingrid“ aus Hilden, die jeden Samstag ein Bilderbuch für Groß und Klein abwechselnd in Deutsch und Arabisch vortragen, und anschließend noch mit den Zuhörern Fragen beantworten, neue Vokabeln lernen, Malen oder Basteln. Nachdem Ingrid ihren deutschen Textteil gelesen hat, übersetzt Faraj nicht nur, sondern spielt den Inhalt – mit Mimik und Gesten – im Sitzen. Da ist es egal, ob die kleinen Zuhörer besser Deutsch oder Arabisch verstehen. Die lebhafte Interpretation von Faraj unterhält sie auch ohne Buchstaben-Kenntnisse. Der begabte Geschichtenerzähler stammt aus Syrien. Er ist eigentlich Rechtsanwalt und lebt seit 2015 mit Frau und elfjähriger Tochter in Hilden.
„Zuhause habe ich 15 Jahre in unserer Kirche Laien-Theater gespielt.“, erklärt der 46-Jährige sein offensichtliches, schauspielerisches Talent. Nach der halbstündigen Vorlesezeit liegen Malstifte und Bastel-Sachen bereit.