Kreis Mettmann Fahrradhändler profitieren von Corona

Kreis Mettmann. · Nachfrageboom und Nachschubprobleme führen in Fahrradläden zu Lieferengpässen.

Fahrräder sind knapp: Die Richrather Händler Anne Lang und Thomas Kleefisch hatten zuletzt viel zu tun.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Corona ist eine Katastrophe, doch das zählt zum Kollateralnutzen: Die Menschen fahren mehr Fahrrad. Grund: Während des Lockdowns, der viele andere Freizeitaktivitäten unterband, haben viele das Radeln neu für sich entdeckt. Etliche ziehen es wohl auch Bus und Bahn vor, wo sie Mundschutz tragen müssten. Von den Boom profitieren auch die Fahrradläden, die einen Ansturm erlebten.

„Zuerst gab es einen riesigen Run auf Kinderfahrräder und auf E-Bikes für Senioren“, berichtet Anne Lang von Zweirad Kleefisch in Langenfeld-Richrath. „Vor allem bequeme City-Bikes waren gefragt.“ Doch dabei ist es nicht geblieben. „Dann kamen die jüngeren Leute, die Fahrräder für anspruchsvolleres Gelände, mit Kettenschaltung nachfragten.“ Auch die ganz gewöhnlichen Fahrräder wurden gekauft. Um den Betrieb unter Beachtung der Hygienevorschriften aufrecht zu erhalten, hat Zweirad Kleefisch ein Fenster im Hof für Beratungs- und Verkaufsgespräche ­eingerichtet.

Inzwischen hat der Fahrradladen ernsthafte Probleme mit dem Nachschub. „Es wird eng“, sagt Anne Lang. „Vor allem bei den Mountainbikes haben wir nur noch ganz ganz wenige da. Und es kommt auch nichts nach.“ Das Problem ist, dass ein Großteil der Fahrrad-­Bestandteile, aber auch des Zubehörs, wie Taschen oder Kleidung, aus Fernost kommt. „Etwa 80 Prozent eines Fahrrads kommt durchschnittlich aus Fernost“, erklärt Anne Lang. Lieferprobleme gab es deshalb bereits vor Corona. „Der auf die ganze Welt ausstrahlende Handelsstreit zwischen China und den USA macht es kompliziert“, sagt Lang.

Händlerin: „Fahrräder
sind das neue Klopapier“

Seit Beginn der Pandemie hat sich die Situation drastisch verschärft. „Ich erkläre den Kunden immer, dass Fahrräder das neue Klopapier sind“, sagt die Fachhändlerin. Viele verstünden die Lieferengpässe und damit auch die längeren Reparaturzeiten nicht. „Sogar der Stahl für die Fahrräder kommt aus China.“ Welcher Kunde weiß das schon? Doch Anne Lang ist zuversichtlich. „Wir sehen, dass es vorangeht.“

Beim Händler „gBike“ an der Solinger Straße in Langenfeld werden den Kunden die Fahrräder „auf den Leib geschnitten“. „Wir vermessen die Kunden, so dass der Rahmen und die Schrittlänge perfekt passen, und darauf sollten Kunden generell achten, damit es später kein böses Erwachen gibt, weil die Passform nicht optimal ist“, sagt Händler Mirko Gottwald.

Auch bei „gBike“ sind vor allem E-Bikes gefragt. „Wir haben aktuell eine hohe Nachfrage nach komfortablen, individuell zusammen gestellten Elektrorädern.“ Vorwiegend würden Motoren von Brose mit einer Leistung von bis zu 92 Newtonmeter nachgefragt. Zumeist erfolgt der Antrieb über Zahnriemen aus Kunststoff, die eine höhere Laufruhe als Ketten haben und wartungsärmer sind. Wahlweise stehen hier Nabenschaltungen von Shimano Alfine mit acht oder elf Gängen, aber auch Rohloff-Schaltungen zur ­Verfügung.

„Fast alle Bikes werden mit Parallelogramm-Sattelstütze und breiten Reifen verkauft, da so hoher Fahrkomfort garantiert ist“, berichtet Mirko Gottwald. Bei Rädern ohne Motor stünden vor allem sportliche Modelle hoch im Kurs. „Auf Basis von Gravelrahmen – oder auch für Damen sportliche Trapezrahmen – bauen wir den Kunden mit den gewünschten Komponenten alles, was das Herz begehrt und was machbar ist. Auch Außergewöhnliches, wie Fahrräder mit Pinion­getriebe, kann angefertigt ­werden.“