68er gehen anders in den Ruhestand
Wie sich die Stadt für den demografischen Wandel wappnet.
Langenfeld. Wenn es darum geht, was in der Zukunft die größte Herausforderung für Kommunen ist, sind sich im Kreis Mettmann nahezu alle Stadtverwaltungen einig: der demografische Wandel. Aber was heißt das eigentlich? Für Langenfeld ist Beigeordnete Marion Prell zu einer Expertin geworden, die mittlerweile schon als Dozentin beim kommunalen Bildungswerk in Berlin zum Thema spricht. Für ihr Detailwissen über Prognosen zum demografischen Wandel wurde sie kürzlich für den Deutschen Engagement-Preis nominiert. Vor allem aber weiß Marion Prell eins: "Der Wandel ist nicht aufzuhalten, wir können diese Entwicklung nicht verhindern, nur begleiten."
Was aber wird auf die Kommunen zukommen? "Es geht nicht nur darum, dass die Gesellschaft älter wird. Es geht auch darum, dass sich das gesellschaftliche Leben verändern wird", erklärte Prell im Ausschuss für Soziales und Ordnung, wo sie am Mittwochabend einen umfangreichen Demografiebericht vorstellte (die WZ berichtete). So sei davon auszugehen, dass es deutlich mehr Single-Haushalte geben wird. Der Durchschnittshaushalt im Jahr 2020 besteht laut einer Studie aus 1,72Personen. "Das heißt, wir werden mehr Wohnraum für weniger Menschen brauchen." Und das sollten keine Hochhäuser sein. Der Trend gehe hin zu Eigentumswohnungen in kleineren Wohnkomplexen.
Überhaupt werden sich "die Alten" deutlich von vorherigen Generationen unterscheiden. Marion Prell sagt: "Bald geht die 68-er-Generation in den Ruhestand. Die wollen nicht das zurückgezogene Leben der Kriegswitwe führen."
Schon jetzt sei zu spüren, dass die Bürger mit gehobenen Ansprüchen an die Stadtverwaltung herantreten. Diese hat reagiert, indem sie im Rathaus eine Senioren-Informationsstelle eingerichtet hat, in der sich Ältere über Wohnformen oder Hilfsangebote informieren können. Wenn die Menschen älter werden, werden sie auch anfälliger für Krankheiten und Gebrechen. "Wir müssen uns fragen, was das für unser Krankenhaus bedeutet. Und wie wir Angehörige von Demenzkranken durch Ehrenamtler entlasten können", sagt Prell.
"Das Thema wird uns nicht mehr loslassen und die Politik Jahrzehntelang beschäftigen", lautete das Urteil eines Ausschussmitglieds am Mittwochabend. Dort wurde beschlossen, dass sich in Zukunft Arbeitsgruppen damit beschäftigen sollen, wie sich Langenfeld für den gesellschaftlichen Wandel wappnen kann. Für Frühjahr 2011 ist ein Demografie-Kongress geplant, auf dem gemeinsam mit den Bürgern über die Zukunft der Stadt diskutiert werden soll.