An der Bleer Straße wird jetzt doch geblitzt
Neuerdings gilt dort Tempo 50. Viele Autofahrer werfen der Stadt Monheim Abzocke vor.
Monheim. Die Bleer Straße in Monheim. Jahrzehnte lang galt hier überwiegend Tempo 70. Dann hat die Stadt die Zuständigkeit vom Landesbetrieb Straßen-NRW übernommen und Mitte Juli Tempo 50 eingeführt. Einige Autofahrer kommentierten das sofort mit einer Befürchtung: Bald werde hier bestimmt geblitzt; das sei Abzocke an einer Straße, an der so lange anderes Tempo gegolten hätte. Damit konfrontiert, sagte Manfred Hein vom Fachbereich Straßen der Stadt Monheim: Man habe nicht die Absicht, dass hier geblitzt werden soll. Jetzt ist es doch anders gekommen.
Wie die Polizei bestätigt, stand am Dienstag ein Zivilfahrzeug der Polizei an der Bleer Straße und hat das Tempo der Autofahrer überprüft. Wie viele Autofahrer dabei das neuerdings geltende Tempo überschritten haben, kann die Polizei derzeit nicht sagen.
Gemessen worden sei mit dem sogenannten ESO-Messverfahren. Die Messung läuft dabei über Sensoren, die eine Lichtschranke bilden. Die so ermittelten Daten müssten jetzt erst von einem Computer ausgewertet werden. Der Rechner errechnet das gefahrene Tempo über eine Weg-Zeit-Rechnung, bis Daten vorliegen, könnten Wochen vergehen, sagt die Polizei.
Damit, dass die Polizei jetzt mit dem Messwagen an der Bleer Straße auftauchte, hat die Stadt übrigens nichts zu tun. Polizei-Pressesprecherin Nicole Rehmann sagt: „Man muss überall und jederzeit in der Stadt mit Geschwindigkeitsüberwachung rechnen.“ Auch wenn an der Bleer Straße noch nicht lange Tempo 50 gelte, sei die Begrenzung natürlich bindend — ab dem ersten Tag. Dass dort in absehbarer Zeit wieder gemessen wird? „Nicht auszuschließen.“
Auch wenn noch unklar ist, wie viele Autos überhaupt bei einer ersten Messung von der Radarfalle erfasst wurden, wird das Thema in sozialen Netzwerken hitzig diskutiert. Die Kommentare reichen von „Gut so. Keiner will Raser!“ bis hin zu „Abzocke!“. Auch für die Politik gibt’s mal Motze, mal Lob. Die Bleer Straße ist ein Politikum.
Die Frage nach dem angemessenen Tempo war ein jahrelanger Streit zwischen der Stadt und dem Landesbetrieb Straßen NRW, der sich teilweise auch vor Gericht abspielte. Die Stadt hatte sich nach einem tödlichen Unfall (2012) für Tempo 50 eingesetzt; Anwohner und eine Kita befürworteten das. Der Landesbetrieb dagegen hielt bis zuletzt an Tempo 70 fest. Der Landesbetrieb argumentierte, die L 293 sei mit etwa 7000 Fahrzeugen pro Tag nicht annähernd ausgelastet, auch ein erhöhtes Unfallrisiko lasse sich nicht ausdrücklich nachweisen. Mit Beginn des Jahres 2017 wechselte dann die Zuständigkeit für die Straße zur Stadt, die seitdem dort das Tempo bestimmen darf und das auch im Juli tat.