Bankraub der Liebe wegen
Weil Goran K. Schulden hat, aber trotzdem heiraten will, überfällt er im Juli die Sparkassen-Filiale an der Solinger Straße.
Langenfeld. Der 26. Juli 2011 ist der Tag, an dem Goran K. nicht mehr weiter weiß. In wenigen Tagen will er mit der Großfamilie in Serbien seine Hochzeit feiern. Doch was weder seine Verlobte, noch die Angehörigen wissen: K. ist verschuldet. Mit etwa 10 000 Euro steht er in der Kreide. Er schuldet sie der Bank, einem Energieversorger, seinem Vermieter und einem Russen, der sein Zocker-Kumpane bei Poker, Blackjack und Co. war. Jetzt wollen alle ihr Geld zurück. Goran K. schnappt sich seine Softair-Pistole und seine Sonnenbrille und geht zur Stadtsparkasse an der Solinger Straße.
Am Dienstag musste sich der 26-Jährige vor dem Düsseldorfer Amtsgericht wegen räuberischer Erpressung, sprich Bankraub, verantworten. Denn seine Verzweiflungstat im Juli geht schief: K. zeigt der Kassiererin in der Bank seine Waffe, die im Gürtel steckt und verlangt ganz ruhig das Geld. Er bekommt 13 400 Euro, die er sich in die Jacke steckt.
Auf der Flucht verliert er beim Sprung über eine Hecke einen Teil der Beute, ihm bleiben rund 10 000 Euro. Davon bezahlt er seine Schulden und reist nach Serbien, um zu heiraten. Doch vor der Feier spricht ihn ein Verwandter auf den Bankraub an.
Denn in der Zeitung und im Internet wurde ein Bild der Überwachungskamera veröffentlicht: Goran K. ist, nur mit der Sonnenbrille „maskiert“, eindeutig erkennbar. K., der zuvor nicht vorbestraft war, bricht zusammen, gesteht und stellt sich zwei Tage später der Polizei am Düsseldorfer Flughafen. „Ich habe keinen Ausweg mehr gesehen, mich vor meiner Verlobten und meiner Familie geschämt. Ich hatte solche Angst, sie zu verlieren“, sagte K. am Dienstag auf der Anklagebank.
Die Hochzeit platzt. Die Beziehung scheitert. Richter Dirk Kruse quittiert Idee und Ausführung des Bankraubs mit den Worten „ziemlich bescheuert“. Über 6000 Euro der Beute hat der Angeklagte mit Hilfe seiner Familie zurückgezahlt. Der Rest soll in Raten folgen, wenn K. im Dezember einen neuen Job antritt.
„Ich weiß, dass es mit einer Entschuldigung nicht getan ist, aber es tut mir von ganzem Herzen Leid, was ich ihnen angetan habe“, sagt er zu der Kassiererin. Die 54-jährige Bankkauffrau sitzt im Zeugenstand, sie hat im Juli ihren fünften Überfall miterlebt. Seitdem ist sie in psychotherapeutischer Behandlung, hat Angst vor jungen Männern mit Sonnenbrillen. Nicht zuletzt wegen ihrer Traumatisierung fordert der Staatsanwalt eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten. Richter Kruse lässt Gnade walten: „Das Gericht honoriert das vorbildliche Nachtat-Verhalten und die günstige Sozialprognose.“
Zwei Jahre auf Bewährung bekommt Goran K., und damit die Chance für einen Neuanfang. Ob seine Ex-Verlobte ihm diesen auch gewährt, ist jedoch offen.