Langenfeld Umsatz der Langenfelder Behinderten-Werkstätten ist gestiegen

Langenfeld. · Behinderte übernehmen verschiedene Aufgaben, die auf ihre Fähigkeiten abgestimmt sind. FSJler werden dringend gesucht.

Schauen sich Produkte aus der Werkstatt an (v.l.): Reinhard Ockel (Aufsichtsratschef) und Geschäftsführer Klaus Przybilla.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Werkstätten für Behinderte (WfB) sind ein ganz normaler Betrieb: Sie haben 1265 Mitarbeiter und 180 Kunden, darunter Volvo, den Spülkastenhersteller Geberit, und Puky, ein Traditionsunternehmen, das Kinderroller und Fahrräder herstellt.

Und doch läuft in den Werkstätten alles ein bisschen anders als im normalen Arbeitsleben: Die Männer und Frauen an Sortiertischen und Maschinen brauchen besondere Ruhephasen, ausreichend Bewegung und Fürsorge, mitunter sitzen sie im Rollstuhl, müssen gewindelt oder gefüttert werden. Dafür stehen ihnen 250 Fachkräfte zur Seite. Durch diese besondere Hilfe können Menschen mit psychischen oder anderen Mehrfachbehinderungen ganz normal jeden Tag zur Arbeit gehen und ihren Teil zur Gemeinschaft beisteuern. Trotz dieser Ausnahmesituation erzielen die WfB des Kreises mit acht Standorten in Langenfeld, Ratingen und Velbert beachtliche Gewinne. Der engagierte Geschäftsführer Klaus Przybilla stellte die Fakten jetzt auf einer Pressekonferenz vor.

Knapp zwei Millionen Euro
Lohn für die Mitarbeiter

2018 sind die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um 200 000 Euro auf rund 4,1 Million Euro gestiegen. Der Jahresüberschuss beträgt 689 000 Euro. Knapp zwei Millionen Euro wurden an Löhnen ausgezahlt. „Das sind 82 Prozent der erwirtschafteten Produktionsleitung. Vorgeschrieben sind nur 70 Prozent“, sagt der Geschäftsführer mit Stolz.

Was die Mitarbeiter der Werkstätten machen, ist vielfältig und ganz auf ihre Fähigkeiten abgestimmt. Montage und Verpackung sind der größte Bereich. Für Puky werden komplette Kinderräder montiert. Es wird Rohkaffee fürs Internet abgewogen und verpackt, Gurthalterungen für Autos montiert, Messestände aufgebaut, Telefone für Krankenhäuser zusammengeschraubt, Insektenhotels gezimmert, Grünarbeiten erledigt, Alarmanlagen fertiggestellt, dünnste Drähtchen für technische Teile gelötet, Gebinde für Billig-Discounter aus mehreren Teilen zusammengepackt. Wer nicht bis zehn zählen kann, bekommt ein Zählbrettchen zur Hilfe. „Wir machen alles möglich. Wir können einen Vorgang in so viele Arbeitsschritte zerlegen, dass für jeden eine Tätigkeit da ist“, sagt Przybilla.

Die Mitarbeiter bleiben lange, 25 bis 30 Jahre im Schnitt, fünf sind sogar über 40 Jahre dabei. 300 Männer und Frauen sind im Rentenalter und nicht mehr ganz so leistungsfähig. Sie können weniger Wochenstunden tätig sein. Wer gar nicht arbeiten will, wird nicht gezwungen, sagt der Geschäftsführer. Von 30 bis 35 Neuzugängen im Jahr springen aber nur fünf wieder ab. Die meisten bleiben. Als zertifizierter Ausbildungsbetrieb haben die WfB im Kreis 74 Azubis, die in der Regel zwei Jahre lernen. „Dennoch schrumpfen die Werkstätten“, sagt Przybilla.

Trotzdem wird in die Zukunft investiert. An der Kronprinzstraße 39 fließen in diesem Jahr 4,7 Millionen Euro in neue Grundstücke und Gebäude. „Wir brauchen mehr Bewegungsfläche für unsere Mitarbeiter mit Rollstühlen, mehr Lagerfläche, Stellfläche für den Fuhrpark der Grünflächenbetreuung, Anfahrtsmöglichkeiten für die Lkw der Kunden und ein größere Kantine, sagt Przybilla.