Beide S-Bahnhöfe sind Angsträume
Nicht nur Frauen haben in Unterführungen und an dunklen Plätzen ein mulmiges Gefühl. S-Bahnhöfe sind besonders gruselig.
Langenfeld/Monheim. Erst wird das Licht schummrig, dann das Gefühl in der Magengegend flau. Bei manchen ist es sogar umgekehrt. Drei Monheimerinnen schilderten ihr Unbehagen beim Gang durch die Angströhre in das Berliner Viertel. Die 79 Jahre alte Christa Drossel nimmt nach eigenen Angaben lieber die Treppe hoch zur Straße, als in den fahlen Tunnel einzutauchen. Seit einigen Tagen leuchtet ein helleres LED-Licht in der Unterführung.
Eine andere Stadt — dasselbe Problem: In Langenfeld durchstreiften zehn Jahre lang regelmäßig Frauen in einer Arbeitsgruppe der lokalen Agenda 21 mit der Gleichstellungsbeauftragten Diana Skrotzki das Stadtgebiet, um so genannte Angsträume zu identifizieren und sie anschließend sicherer zu machen. Auch hier bedeutete das häufig: mehr Licht. Schritt für Schritt und mit einer großen Ausdauer erreichte die Gruppe Verbesserungen. Manche Treffpunkte für Jugendliche in der City und die beiden S-Bahnhöfe Katzberg und Berghausen aber sind Angsträume geblieben.
Angst ist etwas Persönliches, ein schweißtreibendes Gefühl tiefer Unsicherheit. Dass es ganz objektiv Orte zum Weglaufen gibt, kann die Polizei nicht bestätigen: „Weder für Langenfeld noch für Monheim weist die Kriminalstatistik 2014 Orte auf, an denen signifikant mehr Straftaten begangenen wurden als anderswo“, sagt eine Sprecherin der Kreispolizei. Gleichwohl wissen die Wachleiter in Langenfeld und Monheim, wo die Bürger vermehrt Gänsehaut bekommen. „Die S-Bahnhöfe in Langenfeld haben wir besonders im Blick“, sagt die Pressesprecherin nach Rücksprache.
Dennoch konnte die Gewalttat vom 31. Mai 2014 um drei Uhr früh nicht verhindert werden. Auf dem Parkplatz am S-Bahnhof Berghausen passten drei Männer eine junge Frau ab und vergewaltigten sie. Trotz Großfahndung mit mehr als 100 Beamten und einem detaillierten Phantombild eines Mannes, der auch in Hilden eine junge Frau vergewaltigt haben soll, wird bis heute nach den Tätern gesucht. In intensiven Gesprächen mit der Deutschen Bahn hatte Langenfeld auf mehr Sicherheit bei den Bahnhöfen gedrungen, sich sogar finanziell an der Aufstellung von Notrufsäulen beteiligt und die Installation von Videokameras befürwortet. „Die überwachen allerdings allein die Bahnsteige selbst; mehr ist rechtlich gar nicht erlaubt“, sagt der städtische Verkehrsplaner Franz Frank. Der Parkplatz neben den Gleisen liegt indes völlig abseits der Videoanlage.
Mit baulichen Mitteln ist Angstgefühlen kaum beizukommen. Das musste auch die Stadt Monheim erfahren, die eigens einen Kiosk in den Tunnel gezimmert und an ein Betreiberpaar verpachtet hatte. Doch ohne den Verkauf von Alkohol und Tabak — beides war an dieser Stelle konsequenterweise verboten — musste das Büdchen nach einem Jahr schließen. Anschließen wechselten Nutzer und Angebot — doch als Bollwerk gegen die Angst hat die Bude versagt. Denn meist sind hier die Jalousien geschlossen.
Skrotzki setzt auf persönliche Ertüchtigung: In den Grund- und weiterführenden Schulen Langenfelds werden Selbstbehauptungskurse, Wendo, angeboten.