Betreutes Wohnen: Verein Rückenwind - Bunte Gruppe sucht Zuhause
Der Verein Rückenwind plant ein Haus für Jugendliche mit Behinderungen. Die Stiftung Hephata steht beratend zur Seite.
Monheim. 30 Augenpaaren sieht sich Hans-Willi Pastors gegenüber — und die Fragen sind kritisch: „Was kostet denn die Beratung?“ „Ist das nicht sehr aufwendig für die Eltern?“ Der Fachberater der Stiftung Hephata steht dem Verein Rückenwind Rede und Antwort. Die Monheimer Eltern wollen für ihre erwachsenen Kinder mit Behinderungen ein Wohnhaus schaffen.
„Der Vorstand hat uns angesprochen, ob wir helfen können“, sagt Pastors. Die in Mönchengladbach ansässige evangelische Stiftung Hephata betreut Wohngruppen in Velbert, Wülfrath und Hilden. Das Treffen am Montagabend im Hotel am Wald war das erste in Monheim in großer Runde — mit den teilweise auf ihre Rollstühle angewiesenen Jugendlichen.
„Wird es einen Aufzug geben? Damit man in den Garten kann?“, fragt eine junge Frau. Sie wolle ein Gemüsebeet anpflanzen. „Wenn Sie den anlegen, dann gibt es einen Gemüsegarten“, antwortet Pastors. Bis dahin werde es allerdings dauern: „Wenn man einen Investor hat, kann man es in zwei bis drei Jahren schaffen.“ Den gibt es in Monheim noch nicht, sagt der Vorsitzende Stephan Pütz, man verhandele gerade.
Er setze auf den Impuls der Jugendlichen, sagt Pastors: „’Ich ziehe aus’ oder ‘Ich suche einen Platz für mein Kind’ — der Unterschied ist riesig.“ Es gehe um möglichst weitgehende Selbstbestimmung für die jungen Leute. Noch sind es die Eltern, von denen die meisten Fragen kommen: „Bei welcher Behinderung ist denn die Grenze?“, fragt Mitglied Peter Doebler (59).
Es gebe keine, erwidert Pastors: „Am besten ist eine Gruppe, so unterschiedlich und bunt wie das Leben.“ Nichts wäre schlimmer als eine Gemeinschaft, in der nur Rollstuhlfahrer sind oder in der niemand spricht.
„Ich biete an, die Familien durch den Dschungel der Sozialgesetze zu führen“, sagt Pastors. Das Haus müsse von einem Unternehmen errichtet werden, die jungen Leute würden Mieter — meist finanziert durch die Grundsicherung, also die Gemeinde. Die Betreuung wiederum könnten die Bewohner frei wählen, bezahlt wird sie je nach Einzelfall vom Landschaftsverband oder von der Pflegeversicherung.
Hephata bewirbt sich um die Aufträge, neben vielen anderen Anbietern. „In einer Wohngruppe mit sieben oder acht Mitgliedern kann man die Betreuungsleistungen zusammenlegen. So schaffen wir eine 24-Stunden-Hilfe“, erläutert Pastors. Seine Beratung sei die Vorleistung der Stiftung.
Kai Wolters aus Hilden ist zum ersten Mal bei Rückenwind: „So ein Verein ist eine Notgemeinschaft.“ Ob sich Gemeinsamkeiten finden, bleibe abzuwarten. Sein Sohn Hendrik sei 18 und brauche Unterstützung in Geldangelegenheiten und darin, die Tragweite von Entscheidungen einzuschätzen. „Ich werde das Projekt auf jeden Fall weiter verfolgen.“