Das Piwipper Böötchen schippert wieder
Mehr als 80 000 Menschen soll das kleine Schiff schon über den Rhein transportiert haben.
Monheim. Das Rheinwasser plätschert, die Möwen kreischen — und der Schiffsmotor tuckert wieder. Oliver Hourticolon und Marie Debes sind mit Tochter Lena (4) extra aus Langenfeld gekommen, um mit dem Piwipper Böötchen den Rhein zu überqueren. „Wir fahren zum ersten Mal mit dem Boot“, sagt Vater Hourticolon. Auf der anderen Rheinseite wollen sie mit dem Fahrrad weiter bis Himmelgeist und zurück nach Monheim zum Auto, verrät Mutter Marie. „Eine eher spontane Idee.“ Tochter Lena scheint sich drauf zu freuen.
Am ersten Böötchen-Wochenende 2017 sind auch Edith und Ulrich Fluck am Monheimer Rheinufer: „Wir sind gerade angekommen, als das Boot ablegte“, erzählt Edith Fluck. Die beiden Solinger finden es am Rhein toll. „Bei uns gibt es ja die Talsperre, aber das ist schon was anderes“, meint Ulrich Fluck. „Wir sind uns noch unsicher, ob wir das Böötchen nehmen sollen. Wir wissen ja nicht, wie lange es dauert, bis es wieder hier ist.“ Als das Ehepaar dann sieht, wie schnell die Personenfähre wieder da ist, fackelt es nicht lange und fährt mit.
Für Roland Krempf hingegen ist die Überfahrt Routine: „Bei schönem Wetter fahr’ ich immer mit dem Piwipper Böötchen rüber. Meine Tochter wohnt in Dormagen. So kann ich zu Fuß hin. Nur der Wellengang, der behagt mir manchmal nicht.“ Da die Überfahrt aber nicht lange dauert, nimmt Krempf das bisschen Seekrankheit in Kauf. 2017 wird für den Böötchen-Verein mit seinen 30 ehrenamtlichen Fährhelfern ein aufregendes Jahr. Im September ist das Böötchen fünf Jahre lang zugelassen. „Das feiern wir am 3. September“, sagt der Vorsitzende Heiner Müller-Krumbhaar und rechnet. Mehr als 80 000 Menschen habe das Boot schon über den Rhein geschippert. Ganz schön viel für ein Schiff, das gerade mal 14,60 Meter lang und vier Meter breit ist. Und es sollen noch viel mehr Leute werden. Platz ist pro Fahrt für 25 Fahrgäste und 25 Fahrräder, sagt der pensionierte Professor. Wenn es am 3. September ein großes Fest gibt, werde aber noch etwas gefeiert. Man habe Geschichtsbücher gewälzt und sei dabei auf ein spannendes Datum gestoßen: den 5. Juni 1217. Heiner Müller-Krumbhaar zitiert aus der Kölner Königschronik, ein im 12. und 13. Jahrhundert entstandenes Geschichtswerk. Darin heiße es, „dass an diesem Tag vor Brest, der französischen Hafenstadt in der Bretagne, ein Schiff aus Monheim gesunken ist. Das ist die erste Erwähnung der Schifffahrt in Monheim.“ 800 Jahre ist dies nun her.
Bis September wird das Piwipper Böötchen mindestens an jedem Wochenende zwischen Monheim und Dormagen hin- und hertuckern. Vorausgesetzt, der Wasserstand des Rheins passt.