Der Kettenraucher, der zum Dauerläufer wurde
Norbert van Lück ist beim wohl berühmtesten Marathon der Welt in New York am Start. Dabei hat er einmal geraucht „wie ein Schlot“.
Monheim. Norbert van Lück war mal Briefträger. Insofern könnte man glauben: Er war schon immer gut zu Fuß. „Aber ich habe geraucht wie ein Schlot, war irgendwann durch zu viel Stress in einem Managerjob der klassische Herzinfarkt-Kandidat“, erzählt der 60-Jährige. Am nächsten Donnerstag fliegt er nach New York. Drei Tage später startet in Staten Island der berühmteste Marathon der Welt — und van Lück ist mit dabei.
Als er vor rund 20 Jahren mit dem Laufen anfing, hätte er sich das nicht träumen lassen. „15 Minuten am Stück — damit fing’s an“, sagt der Baumberger. Bei einer AOK-Aktion sollten sich die Anfänger langsam steigern. „Für jede Viertelstunde länger gab’s einen Stempel in einen Laufpass, für die ersten 60 Minuten ohne Pause eine Urkunde. Ich war stolz wie Oskar.“ Bücher von Laufprofis wie Herbert Steffny oder Dieter Baumann motivierten ihn zu mehr. „Mein absolutes Vorbild war Joschka Fischer und sein langer Lauf zu sich selbst“, sagt van Lück. Heißt das: Auch er wurde erst gertenschlank und dann wieder kugelrund? „Nein“, meint der Baumberger verschmitzt in Anspielung auf den früheren Turnschuh- und späteren Lackschuhminister: „Ich bin von der Gewichtsklasse her eher stabiler Durchschnitt. Bei den Ehefrauen habe ich es ja auch nur auf eine gebracht, nicht auf fünf.“
Fünf Jahre nach dem ersten Schnüren der Laufschuhe hörte van Lück mit dem Rauchen auf. Bis 2007 lief er fünf Marathons: Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Köln und einen bei Meppen. „Wenn es richtig gut läuft, ist man nach den 42,195 Kilometern glücklich“, beschreibt der inzwischen verrentete Facility-Manager das Gefühl im Ziel. Und wenn es schlecht läuft? „Dann kriegen Sie mitten auf der Strecke Margen-Darm. Das ist mir in Köln passiert. Das ist nicht so schön.“
Jedes Jahr — das hat sich van Lück zum Ziel gesetzt — will er eine „große körperliche Herausforderung“ meistern. Zuletzt war das eine Alpen-Überquerung mit dem Mountainbike („von Mittenwald bis zum Gardasee“), 2014 ein Triathlon in der olympischen Distanz. „Zu meinem Sechzigsten gönne ich mir jetzt die Königsklasse des Marathons.“ So wie es bis zu 50 000 andere Läufer tun werden am 6. November am Hudson-River. „New York ist aber nicht nur wegen der vielen Teilnehmer etwas Besonderes. Es ist auch ein schwieriges Pflaster — wegen der Schluchtenwinde zwischen den Wolkenkratzern.“ Seine bisherigen Marathons hat van Lück jeweils unter fünf Stunden geschafft. In New York wolle er aber vor allem eins: gesund ankommen.
Darum geht es auch Ulrich Scharrenberg aus Hilden, der mit dem Monheimer nach New York fliegt. Der frühere Vorsitzende des aufgelösten ASV Lauftreffs Kemperdick in Erkrath hat schon 232 Marathons hinter sich, erreichte in seinen besten Zeiten 2:48 Stunden. „Aber das ist lange her, man wird älter“, sagt der 68-Jährige, der fast täglich seine Runden am Unterbacher See dreht. Vor zwei Wochen ist er noch einen Marathon in Essen gelaufen: „Ich mag diese kleineren Landschaftsläufe.“ Von Sportskamerad Norbert hat sich Scharrenberg nun noch einmal zu einem „Rummel“ überreden lassen — auch wenn er sich dann fühle „wie eine Ameise in einem Ameisenhaufen“.