Der neue Treffpunkt Bibliothek
Ein neues Konzept soll den Trend sinkender Ausleihzahlen stoppen.
Langenfeld. Die Nachfrage nach Büchern geht deutlich zurück. Wenn Martina Seuser, Leiterin der Langenfelder Stadtbibliothek, dies zur Kenntnis nimmt, schwingt kein Bedauern mit. „Damit liegen wir im Trend und wir stellen uns darauf ein“, sagt sie. Die Bibliothek sei schon lange nicht mehr ein reines Ausleihe-Institut. „Wir werden mehr und mehr zu Beratern, arbeiten uns in die neuen, digitalen Techniken ein und geben unser Wissen an unsere Nutzer weiter.“
Die Zahlen für 2016, die Seuser im Kulturausschuss vorgestellt hat, belegen diesen Trend. Die Zahl der Nutzungen ist auf insgesamt 275.037 gestiegen. Davon entfallen 111.531 auf die Angebote der Bücherei online, 163.506 auf die vor Ort. Die Zahl der Ausleihen insgesamt ist auf 286.134 gesunken, besonders stark die Nachfrage nach Büchern. Die lag 2016 bei 160.088, 2012 waren es noch 209.246. Die Nutzung digitaler Medien ist im Vergleichzeitraum von 15.205 auf 32.880 gestiegen.
Nutzer der Bibliothek schätzen nicht nur den Kundenservice (von 11.555 auf 17.394 gestiegen), sondern schlicht auch die Räume und ihre Angebote. „Schülergruppen kommen her und lernen gemeinsam. Die Hälfte der in Langenfeld lebenden Asylsuchenden haben einen Nutzerausweis und lernen hier Deutsch“, berichtet Seuser. „Wir nennen die Bibliothek deshalb inzwischen auch den dritten Ort, ein Ort, an dem man sich zum Beispiel zwischen Schule und Zuhause trifft.“ Auch ältere Menschen kämen oft wegen der Kommunikation, würden bei einem Kaffee Zeitung lesen.
Für diese neuen Anforderungen will Seuser nun ein Konzept erarbeiten. „Das letzte haben wir 2002 nach Pisa erstellt. Jetzt wird es höchste Zeit.“ Das hat sie den Politikern im Ausschuss bereits angekündigt. Im nächsten Jahr soll eine konkrete Planung diskutiert werden — und die entsprechende Finanzierung. Dr. Barbara Assmann, Mitglied im Kulturausschuss, begrüßt das Engagement der Leiterin. „Es ist gut, dass sie die Entwicklungen der Zeit aufnimmt und das Angebot der Einrichtung an die Bedürfnisse der Nutzer anpasst“, sagt die CDU-Ratsfrau. Auch die Pläne von Seuser, die Aufenthaltsqualität zu verbessern, will sie gern unterstützen. „Ich glaube, darüber gibt es einen Konens.“ Lesen und Weiterbildung seien wichtig — für Schüler, für Flüchtlinge, für Senioren. Da müsse auch das Umfeld stimmen und wenn nötig, Regale gegen andere Möbel ausgetaucht werden. Seuser will sich für das Konzept andere Einrichtungen auch im Ausland anschauen. Amsterdam etwa habe eine sehr interessante Bibliothek. Aber auch andere in der näheren Umgebung könnten als Ideengeber infrage kommen. Das Programm, zu dem auch Lesungen, Klassenführungen, Vorlesestunden für Kinder und vieles mehr gehören, organisiert sie mit 8,5 Stellen. Dank des Selbstverbuchungssystem seien die Anforderungen mit dieser Personalstärke zu stemmen. Es habe Freiräume geschaffen, den Kundenservice in der Bibliothek auszuweiten. „Wenn nötig, reichen wir auch Lesebrillen.“