Die Camper vom Rhein
Für manche ist der Campingplatz „Rheinblick“ Urlaubsort, für andere ein richtiges Zuhause.
Monheim. Der Himmel über dem Rhein ist grau und wolkenverhangen. Die Sonne lugt nur für kurze Augenblicke hervor. Das Thermometer klettert nicht über die 17 Grad-Grenze. Auf dem Baumberger Campingplatz „Rheinblick“ sieht es leer aus. Viele Parzellen wirken am Samstagmorgen verwaist. Doch der erste Eindruck täuscht. Das Campingleben hat sich in die geräumigen Vorzelte verlagert.
In einem von ihnen sitzen Ineke und Christian Frehn mit Ellen und Conny Popp in trauter Kaffee-Runde und plaudern munter. Der erst fünf Monate alte Deutsch Drahthaar Conner hat es sich auf dem Boden gemütlich gemacht. Jack Russell Terrier Jary liegt eingerollt bei Frauchen Ineke auf dem Schoß. „Das Wetter ist mir egal. Gib einem Holländer einen Wohnwagen und er ist glücklich“, sagt Ineke Frehn mit dem unverkennbaren Akzent des Nachbarlandes. Sie liebt das Campen: „Für die Hunde ist es perfekt und ich habe hier alles, was ich brauche — bis auf die Spülmaschine.“
Seit Mai verbringt das Leichlinger Paar die ganze Woche auf dem Platz, fährt von dort aus zur Arbeit. Camper mit Leib und Seele sind auch Ellen und Conny Popp aus Monheim. Seit 1967 kommen sie dort hin, haben bereits den siebten Wohnwagen und den dritten Besitzer erlebt. „Das Campen hält jung“, meint der 81-Jährige. „Und wenn das Wetter und das Umfeld stimmen, ist es eine wunderbare Sache.“
Nebenan schwingt sich Nicole Haering auf ihr Fahrrad. Die Baumbergerin fährt zum Wäsche waschen nach Hause. Ansonsten lebt sie zusammen mit ihrer Partnerin Edeltraud zwischen März und Oktober im Campingwagen am Rhein. „Es gibt nichts Schöneres“, ist Edeltraud Haering überzeugt und zeigt auf den Rheinblick und die prächtigen Sonnenblumen. Das schlechte Wetter macht den beiden nichts aus. „Man braucht nur die richtige Kleidung“, meint Haering.
Auch Yvonne und Andreas Kolb aus Ratingen haben früher den ganzen Sommer auf dem Campingplatz gelebt. Doch seit Tochter Carolin (3) auf der Welt ist, beschränken sie sich auf die Wochenenden. Spielen, Puzzeln, Schwimmen und Spazieren gehen vertreiben die Zeit bei schlechtem Wetter. Wenn es gar nicht mehr geht, dann werden die Taschen gepackt. „Das letzte Wochenende war der Härtefall. Da sind wir Sonntag gleich nach dem Frühstück nach Hause gefahren. Doch das kommt selten vor“, sagt Yvonne Kolb.
„Bei schlechtem Wetter wird geputzt“, meint ihr Nachbar Jürgen Timm schmunzelnd und wischt über die Fensterscheibe vom Wohnwagen. Drei bis vier Tage pro Woche verbringen Heide und Jürgen Timm in ihrem zweiten Zuhause. Spielt das Wetter nicht mit, versuchen die Wuppertaler das Beste daraus zu machen. „Wir spielen mit Bekannten Karten und Klönen hier und da“, erzählt er.
Ruth und Rolf Stoffels-Dölze haben gerade den Rasen gemäht. „Es gibt immer etwas zu tun. Man muss ja auch alles in Ordnung halten“, sagt die Opladenerin. Seitdem die beiden im Ruhestand sind, sind sie Camper mit Leib und Seele, kommen seit elf Jahren an den Rhein. „Wir haben hier mehr Freiheit als in der Wohnung und wenn es aufhört zu regnen, gehen wir direkt wieder ins Freie“, sagt die 76-Jährige. Aber auch dem schlechten Wetter können die beiden etwas abgewinnen. Rolf Stoffels-Dölze: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Regen auf das Dach prasselt.“