Die SGL hat Nachwuchssorgen
Laut Verein ist der Offene Ganztag Ursache des Problems. Nun sollen Angebote verlegt werden.
Langenfeld. 7 Uhr: Der Wecker klingelt. Julian steht auf, isst sein Frühstück, wäscht sich und zieht sich an. Schnell nimmt er das Pausenbrot von Mama und eilt in die Schule. Um 8 Uhr beginnt der Unterricht. Es ist 17 Uhr, als er nach dem Unterricht und der Betreuung im Offenen Ganztag nach Hause kommt. Zum Ausruhen bleibt keine Zeit, denn schon eine halbe Stunde später muss er zum Klavierunterricht. Hundemüde fällt Julian schließlich nach einem kurzen Abendbrot um 20 Uhr ins Bett.
Dieser Tagesablauf ist beispielhaft für fast jeden Grundschüler derzeit. „Als Schüler hat man heutzutage einen Full-Time-Job“, stellt Lars Kehren fest. Er ist Abteilungsleiter des Kinder- und Jugendbereichs des SG Langenfeld. „Wir können Kinder und Jugendliche nur noch schwer für den Vereinssport begeistern.“ Das Problem liege ganz klar im Offenen Ganztag. „Der erste Gedanke nach der Schule wird bei den Wenigsten sein, dass sie jetzt noch in die Sporthalle wollen.“ Außerdem haben die Schüler auch während der Schulzeit schon Sport. „Das reicht den meisten auch.“
Genaue Zahlen nennt Kehren nicht: Doch dem Verein mit aktuell rund 9000 Mitgliedern und 26 Abteilungen fehlt es an Nachwuchs. Eine Abteilung, die derzeit wegzubrechen droht, ist zum Beispiel das Einrad-Hockey — jahrelang ein Selbstläufer. Die Abteilungen Handball und Volleyball laufen derzeit noch gut. Lars Kehren selber hat vor 16 Jahren die Inlinehockey-Mannschaft gegründet. „Mit sechs Leuten haben wir angefangen und wollten eigentlich nur ein bisschen spielen.“ Mittlerweile ist aus der Randsportart eine 300 Mitglieder starke Abteilung geworden. Mit zehn Wettkampfmannschaften treten die Langenfeld Devils an.
Bei den Sporteinheiten im Offenen Ganztag ist der Stadtsportverband federführend. Doch 52 Stunden pro Woche werden von der SG Langenfeld gestemmt. Neben den Sportlehrern unterrichtet eine Diplomsportlerin die Kinder in den Schulen. Jetzt sollen der Offene Ganztag und der Vereinssport verknüpft werden. „Wir werden die Angebote jetzt gezielter gestalten“, erläutert Kehren den Plan. Dann wird die Sportstunde am Nachmittag nicht bloß „Ballsport“ genannt, sondern in Handball-, Fußball- und Basketballkurse aufgeteilt. „Die Schüler können sich vor den Ferien für einen Kurs entscheiden.“ Die Idee dahinter ist, dass die Kinder sich für eine Sportart begeistern und in den Verein eintreten. „Wir sind derzeit dabei, die Vereinsstunden so zu legen, dass sie direkt an den Offenen Ganztag anknüpfen.“
Kehren selbst trainiert die Bambini Inline-Hockey-Mannschaft. Die Kinder von sechs bis neun Jahren sind donnerstags von 16 bis 17 Uhr an der Reihe. „Die Eltern stehen mit laufendem Motor vor der Schule und holen ihre Kinder zum Sport ab.“ So soll es künftig auch mit den anderen Sportarten laufen.